Wissenswertes zur Fusion von o2 und E-Plus & dem National Roaming
Unter den deutschen Mobilfunkanbietern entstand 2015 ein neuer Marktführer, denn o2 und E-Plus fusionierten. Die beiden Konzerne gehören nun zu einem Unternehmen. Die Fusion von o2 und E-Plus war wahrlich keine Liebesheirat, stellt die beiden ehemals getrennten Konzerne aber auf wirtschaftlich sichere Beine und verspricht Vorteile für die Kunden der Mobilfunkanbieter. Was viele nicht wissen – beide Netze existierten auch danach noch parallel; sie werden nun schrittweise zusammengelegt. Was verändert sich dadurch für Kunden einer der beiden ehemaligen Anbieter? Und welche Vorteile hat die Fusion für Dich?
Die wichtigsten Fakten zur Fusion von o2 und E-Plus
Der Mobilfunkanbieter E-Plus gehört nun zum Konzern Telefónica
Telefónica Deutschland – ein Konzern, zu dem auch die Mobilfunksparte von o2 gehört – fusionierte im vergangen Jahr mit dem einstigen Konkurrenten E-Plus. Dadurch besitzt das Unternehmen aus München nun einen Marktanteil von 38% und wird somit zum Marktführer in der Bundesrepublik.
Vorher belegten die beiden Anbieter nur Platz 3 und 4 auf dem deutschen Mobilfunkmarkt – hinter Vodafone und der Telekom. Genehmigt wurde die Fusion bereits 2014 von der EU-Kommission. Der Zusammenschluss ist eine Erfolgsgeschichte, er entstand aber auch aus der Not heraus.
Ein neuer Konzern, der aus der Not heraus entstand
Die hohen Kosten des Netzausbaus für eine immer schnellere mobile Internetnutzung hätten o2 und E-Plus allein nicht aufbringen können. Problematisch wäre auch das Rennen um die Mobilfunkfrequenzen geworden, deren Verlängerung 2017 ansteht.
Beim LTE-Standard – dem Hochgeschwindigkeits-Internet – hängen beide Unternehmen hinterher. Die Ehe der beiden Konzerne war also nicht ganz freiwillig und kann eher als Zweckgemeinschaft betrachtet werden. Beide Anbieter hätten aber alleine kaum eine Zukunft gehabt und schlossen sich daher zusammen.
Der neue Marktführer im Mobilfunk vereint zwei sehr unterschiedliche Partner. o2 galt bisher eher als Lifestyle-Marke, gab sich jung und modern. E-Plus bot preiswerte Tarife und etablierte sich eher als Billig-Anbieter.
Doch so unterschiedlich die Strategien der beiden Konzerne vorher waren – sie gehören nun zusammen und wollen mit der gemeinsamen Kapitalkraft die notwendigen Investitionen stemmen. Ziel der Fusion ist es auch, durch die Abschaffung von Doppelstrukturen Kosten zu sparen und die Position als neuer Marktführer zu verteidigen.
Die Geschichte des Zusammenschlusses
Beide Anbieter blicken auf eine für Mobilfunkunternehmen durchaus lange Geschichte zurück. Hier die Historie zweier Mobilfunkunternehmen in der Kurzfassung.
o2
- o2 wurde 1995 als VIAG Interkom gegründet, ersteigerte 2000 eine UMTS-Lizenz und spaltete sich 2001 in eine Mobilfunksparte (VIAG Interkom) sowie eine Festnetzsparte (BT Ignite) auf.
- 2002 erfolgte dann der Namenswechsel zu o2.
- Der spanische Konzern Telefónica übernahm 2006 schließlich o2, launchte 2007 die Low-Budget-Marke FONIC und bot Innovationen wie das mobile Zahlungssystem mpas.
- 2013 gab das Unternehmen bekannt, dass es die Marke E-Plus übernehmen möchte. Mehr Informationen von offizieller Seite dazu auch hier.
E-Plus
- E-Plus wurde im Jahr 1993 gegründet und hatte 1997 bereits eine Million Kunden.
- Der niederländische Telekommunikationskonzern KPN wurde dann Hautgesellschafter des Mobilfunkanbieters.
- Danach verfolgte auch E-Plus die Strategie, weitere sehr preiswerte Untermarken zu launchen, etwa simyo oder ALDI Talk in Kooperation mit Medion Mobile.
- 2013 stimmten die Aktionäre von KPN dem geplanten Verkauf von E-Plus an Telefónica zu – zum Preis von fünf Milliarden €.
Was wird sich mit der Fusion von o2 und E-Plus verändern?
Der Zusammenschluss von o2 und E-Plus bedeutet weniger Wettbewerb. Auf dem deutschen Markt gibt es nun nur noch drei statt vier Mobilfunkanbieter und dies hat zur Folge, dass der Wettstreit untereinander abnimmt.
Je weniger Anbieter existieren, desto klarer ist der Markt aufgeteilt und desto weniger müssen sich Mobilfunkunternehmen zur Kundengewinnung mit besonderen Schnäppchen gegenseitig unterbieten. Wenn es auf einem Markt nur wenige Anbieter gibt, dann teilen sich diese die potentiellen Kunden meist mehr oder weniger friedlich auf.
Dies erwarten Experten auch für den deutschen Mobilfunkmarkt nach der Fusion der ehemaligen Konkurrenten. Für Kunden kann das Verschlechterungen mit sich bringen, denn Schnäppchen-Angebote könnten damit bei allen Mobilfunkunternehmen weniger werden. Davon ist bislang aber glücklicherweise wenig zu spüren – warum das so ist, erfährst Du im nächsten Absatz.
Werden Mobilfunktarife in Deutschland durch die Übernahme teurer?
Davon ist nicht auszugehen. Auch wenn der Wettbewerb weniger wird, so gibt es neben den drei Netzbetreibern mit der Drillisch einen weiteren sogenannten virtuellen Netzbetreiber. Dabei hat sich Drillisch verpflichtet einen Teil der Netzkapazitäten von o2/E-Plus abzunehmen. Das war die Auflage der Wettbewerbshüter der europäischen Union. Hintergrund: So solle mehr Wettbewerb geschaffen werden.
Bereits in den vergangenen Monaten hat Drillisch dabei mit günstigen Discount-Marken wie simply, smartmobil oder winSIM auf sich aufmerksam gemacht. Die Angebote sind dabei sehr preisaggressiv und setzen den etablierten Mobilfunkmarkt in Deutschland sowie zahlreiche weitere Mobilfunkmarken und Discounter wie klarmobil, congstar, otelo oder Blau gehörig unter Druck.
Welche Folgen wird die Übernahme von E-Plus für de Kunden haben?
Zwischen den Netzen von o2 und E-Plus kann aktuell noch unterschieden werden, aber Kunden, die zu einem der beiden ehemals eigenständigen Anbieter gehören, können nun die Netze beider Mobilfunkunternehmen verwenden.
E-Plus-Kunden dürfen also das Netz von o2 verwenden und umgekehrt können sich o2-Kunden in das Netz von E-Plus einwählen, ohne dass Gebühren für das nationale Roaming entstehen.
Das gilt auf für die Long Term Evolution (LTE) – die schnelle Datenübertragung für das mobile Highspeed-Surfen. So können sich inzwischen zahlreiche Kunden von E-Plus in das 4G-Netz von o2 einwählen und in den Genuss der Geschwindigkeit von bis zu 100 MBit/s bei der Datenübertragung kommen – sehr nützlich, wenn Du online fernsehen möchtest oder HDTV-Videos anschauen willst.
Dafür wird das 4G-Netz von E-Plus sukzessiv abgeschaltet. Geschuldet ist dies den Auflagen der EU-Kommission für die Fusion. Telefónica muss 30% seiner Kapazitäten abstoßen und Frequenzspektren zurückgeben. Weiterhin muss Telefónica anderen Anbietern Zugang zum LTE-Netz gewähren.
Highspeed-Surfen nun für mehr Kunden möglich
E-Plus betrieb das Netz mit 4G vorher nur in einigen Ballungsräumen und dieses wird dort voraussichtlich verschwinden. Stattdessen dürfen E-Plus-Kunden das 4G-Netz von o2 nutzen und dieses ist deutlich besser ausgebaut. Der Prozess dauert bereits seit Sommer 2016 an.
Aktuell steht dadurch ein bundesweit einheitliches Netz für die Kunden von Telefónica zur Verfügung. Die Netzabdeckung soll sich durch die Fusion von o2 und E-Plus für die Kunden deutlich verbessern. Denn wenn Du in einer Region bist, in der beispielsweise das Netz von o2 nur schlechten Empfang bietet, dann kannst Du alternativ das Netz von E-Plus verwenden. In vielen Fällen wird sich Dein Mobiltelefon selbstständig in das bessere Netz einwählen.
Wenn Du Kunde von o2 oder E-Plus bist, dann gilt Dein Vertrag unverändert weiter. Du kannst wie gewohnt die Möglichkeiten Deines Vertrags nutzen. Da keine Änderungen auftreten, besteht kein Sonderkündigungsrecht. Auch tariflich gibt es keine Veränderungen. Dies betrifft genauso die Spartenanbieter, die zu einem der beiden Netze gehören (z.B. Netzclub, BASE, Aldi Talk).
Kleine Schönheitsfehler – Probleme während der Netzabschaltung von E-Plus
Ganz so perfekt ist das neue gemeinsame Netz nicht, denn bislang erfolgt noch keine komplett gemeinsame LTE-Nutzung. Das LTE-Netz von Telefónica steht noch nicht allen E-Plus-Kunden zur Verfügung. Der Zugriff auf das mobile Netz für das Highspeed-Surfen ist regional sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Dies liegt daran, dass das LTE-Netz zunächst in Ballungsgebieten freigeschaltet wurde. Geplant ist, dass alle Kunden von E-Plus und o2 technologieneutral die Bandbreite erhalten, die im jeweiligen Tarif vorgesehen ist. Manche Nutzer müssen allerdings mit Einschränkungen in Bezug auf die Netzabdeckung rechnen, die noch einige Zeit andauern wird. Es gibt Regionen, in denen Kunden nur sehr schwachen 4G-Empfang haben, da das LTE-Netz von E-Plus abgeschaltet wurde und o2 noch nicht genügend Netzabdeckung bieten kann.
Du brauchst also noch etwas Geduld, bis überall LTE zur Verfügung steht.
National Roaming ohne Zusatzkosten für Kunden von o2 und E-Plus
Inzwischen gilt das National Roaming auch im GSM-Netz. Es scheint aber von o2 zunächst etwas versteckt zu werden. Denn in den ersten Gebieten, in denen E-Plus-Kunden auch das Netz von o2 verwenden konnten, wurde die Kennung o2-de+ etabliert. Diese erschien auf dem Display des Mobiltelefons, wenn das Handy bei E-plus eingebucht war.
Bei den meisten Kunden, die eine E-Plus-SIM verwenden, zeigte das Handy hingegen nicht auf dem Display korrekt an, ob es gerade im Netz von o2 oder E-Plus eingebucht ist. Nur wenn Du o2-Kunde warst, dann siehst Du, ob Du auch im bisherigen o2-Netz telefonierst (anhand der Anzeige o2-de) oder ob Du das ehemalige Netz von E-Plus nutzt (anhand der Anzeige o2-de+).
Ausnahmen gibt es bei iPhone-Nutzern: Hier steht immer die Kennung o2-de im Display, auch wenn Du gerade über das E-Plus-Netz telefonierst. o2-Kunden, die ein iPhone verwenden, sehen also nicht mehr, welches der Telefónica-Netze sie nutzen. Wenn Du mit Deinem Mobiltelefon eine manuelle Netzsuche durchführst, dann werden das Netz von o2 und E-Plus separat angezeigt und sind einzeln wählbar – das gilt auch für Surfsticks.
Wie sollen sich Kunden nun verhalten?
Wenn Du einen Vertrag bei o2 oder E-Plus hast, dann wird dieser Vertrag zunächst bis zum vorgesehenen Vertragsende weiterlaufen. Bis dahin bleibt für Dich alles so, wie es ist, aber mit einer Ausnahme: Du kannst beide Netze verwenden, musst aber in manchen Regionen zunächst eine reduzierte Surfgeschwindigkeit hinnehmen, bis die Netzanpassung vollständig umgesetzt ist.
Wir empfehlen Dir, Deinen Vertrag aktuell nicht zu kündigen, denn die momentanen Einbußen an Highspeed sollten mit dem Voranschreiten der Fusion beseitigt werden. Nach vollendetem Zusammenschluss der beiden Konzerne ist mit neuen Tarifangeboten zu rechnen, die entweder bisherige Verträge nach deren Ablaufen ersetzen oder sich an alle Kundengruppen richten. Ob die tariflichen Angebote dann besser sind als die aktuellen Verträge oder ob es Verschlechterungen für die Kunden gibt, bleibt abzuwarten. Bis dahin wird es aber noch etwas dauern.
Sag uns Deine Meinung zur Fusion
Die Fusion der beiden Konzerne dauert an. Das Netz wird zusammengelegt und das auch für Highspeed-Surfer. Über den weiteren Verlauf der Übernahme von E-Plus durch o2 halten wir Dich auf dem Laufenden. Bist Du Kunde von o2 oder E-Plus? Welche Veränderungen hast Du bemerkt? Kannst Du das 4G-Netz verwenden oder musstest Du zwischendurch mit geringeren Surfgeschwindigkeiten auskommen?