Kostenfalle Kreuzfahrt: Smartphone- und Handynutzung auf hoher See

Kostenfalle Smartphone auf Kreuzfahrt
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Im Zuge der neuen Roaming-Verordnung wägen sich viele Verbraucher in Sicherheit und nutzen ihr Smartphone in der EU wie auch in Deutschland. Was an sich wünschenswert klingt, kann auf Kreuzfahrtschiffen, Fähren und in Flugzeugen zu einer gefährlichen Kostenfalle werden. Die Nutzung von Satellitennetzen – wie sie unter anderem von Reedereien angeboten werden- ist durch keine EU-Verordnung abgedeckt und kann zu hohen Mehrkosten führen – denn ein Kostenschutz oder eine Deckelung greift hier nicht.

Mobilfunknutzung auf Kreuzfahrtschiffen und Fähren kann teuer werden

Was macht mein Smartphone auf einer Kreuzfahrt?

Die Nutzung von Smartphones und Handys auf Kreuzfahrtschiffen kann teuer werden.

Da es auf hoher See keine Mobilfunkmasten gibt, wählt sich das Smartphone automatisch in das maritime Satellitennetz ein, welches meist von der Reederei oder einem darauf spezialisierten Anbieter bereitgestellt wird. Durch die hohen Verbindungs- und Wartungskosten können sich auch die Kosten sehen lassen, die dem Verbraucher dafür in Rechnung gestellt werden.

Wer nun Sorge hat, er könnte auch in Küstennähe versehentlich ein mobiles Netz nutzen, der sei beruhigt. Das maritime Bordnetz wird erst nach Verlassen des Hafens etwa nach zwöfl Meilen auf See aktiviert und ist somit in Küstennähe oder im Hafen nicht zu empfangen.

Was kostet die Smartphonenutzung auf hoher See?

Die Gebühren variieren stark – abhängig vom eigenen Netzbetreiber und den Konditionen, die der Betreiber des maritimen Satellitennetzes erhebt. So ist es durchaus üblich, dass die Anbieter folgende Kosten berechnen:

  • 5,63 € pro Minute
  • 0,71 € pro SMS
  • 2,50 € pro 100 kB Datenvolumen

Bei diesen Gebühren kann einem schnell schwindlig werden – und das Ende der Fahnenstange ist damit noch nicht erreicht. Je nach Satellitennetzbetreiber können die Kosten auch noch höher ausfallen.

Ein Besucher hat mich beispielsweise in einem Kommentar zu Roaming-Verordung darauf hingewiesen, dass er auf einer kurzen Fährüberfahrt durch die Nutzung des Bordnetzes Kosten von rund 250 € verursacht hat. Inwieweit der deutsche Mobilfunkanbieter zumindest einen Teil der Kosten erstattet bleibt noch unklar. Ich habe Stephan zu einer schriftlichen Beschwerde geraten – ob diese tatsächlich Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten.

Werde ich über die Kosten per SMS informiert?

Bei Einbuchen des Smartphones in das maritime Mobilfunknetz wird in aller Regel eine SMS versandt, die darauf aufmerksam macht, dass die gängigen Gebühren nicht gelten und „abweichende Gebühren“ berechnet werden können. Genaue Preise sucht man in dieser Kurzmitteilung meist jedoch vergebens.

Auf vielen Kreuzfahrtschiffen und Fähren sind jedoch die gültigen Preislisten des Satellitennetzbetreiber ausgehangen. Außerdem wird meist in form von Schildern und Hinweisen auf die abweichenden Gebühren aufmerksam gemacht.

Welcher Netzbetreiber wird auf hoher See eingeblendet?

Wenn Du in das maritime Bordnetz eingebucht bist, dann erscheint oben in der Netzbetreiber-Anzeige meist ein anderer Name als der Deines Netzbetreibers. Abhängig von dem Betreiber, der Reederei und Deinem heimischen Mobilfunkanbieter sind das beispielsweise:

  • MCP
  • 90112
  • MCP Maritime Com
  • Cellular@SEA
  • 90118
  • Telecom
  • OnWaves
  • SIMINN
  • TIM Maritime
  • ON AIR

Warum greift auf Kreuzfahren die EU-Roaming-Verordnung nicht?

Die am 15. Juni 2017 in Kraft getretene EU-Roaming-Verordnung und auch die Fair-Use Policy greifen leider nicht auf Kreuzfahrtschiffen. Gerechtfertigt wird dies mit den hohen Kosten, welche die Satellitennetzbetreiber und Reedereien für die Realisierung der Verbindungen tragen müssen. Inwieweit die immensen Aufschläge für die Handynutzung auf Kreuzfahrtschiffen und Fähren verhältnismäßig sind, vermag ich nicht zu beurteilen – legitim sind sie jedoch leider trotzdem.

Das gilt im Übrigen nicht nur für Kreuzfahrtschiffe und Fähren, sondern auch für Flugzeuge. Sobald das Bordnetz verwendet wird, welche in aller Regel über Satelliten bereitgestellt wird, ist die EU-Roaming-Verordnung außer Kraft gesetzt und es gelten ganz andere Konditionen.

5 Tipps für die nächste Kreuzfahrt

Wer nun verängstigt das Reisebüro anrufen möchte, um die nächste Kreuzfahrt schnell wieder zu stornieren, den möchte ich gern beruhigen und eine Tipps mit auf den Weg geben. Damit wird die nächste Kreuzfahrt oder Überfahrt nicht nur Kostenfalle und auch hohe Handyrechnungen sind nicht zu befürchten.

Tipp 1: Informiere Dich über die geltenden Preise

Viele Reedereien bieten auf ihrer Website Informationen über die geltenden Preise für Mobilfunknutzung an Bord an. Eventuell kann Dir auch Dein Mobilfunkanbieter weiterhelfen. Auch auf den Schiffen selbst finden sich in der Regel Aushänge mit den gängigen Gebühren – ansonsten kannst Du auch an der Rezeption nachfragen.

Tipp 2: Datenroaming besser ausschalten

Es empfiehlt sich sehr, das Datenroaming auf Kreuzfahrten auszuschalten. Damit baut Dein Smartphone nicht automatisch eine Verbindung zum maritimen Datennetz auf – was wie gesagt mit hohen Kosten verbunden ist.

Als Alternative bietet sich das schiffseigene drahtlose Netzwerk an, welches in einige Buchungen umsonst enthalten ist oder alternativ in Form von Tages- oder Wochenpässen gebucht werden kann. Auch diese zeitlich limitierten Internetzugänge sind meist nicht gerade günstig, kosten dafür aber erheblich viel weniger als die mobile Datennutzung.

Darüber hinaus empfiehlt es sich, die Datennutzung des Smartphones auf Sparflamme zu reduzieren. Das bedeutet: Automatisch Updates ausschalten und den Flugmodus aktivieren, wenn Du Dein Smartphone nicht benutzt, um die Datennutzung im Hintergrund zu reduzieren.

Tipp 3: Keine Anrufe entgegennehmen & Gespräche nur im Notfall führen

Die Telefonie kann mit mehr als 5 € pro Minute schnell zu eine rechten Kostenfallen sein. Es ist durchaus üblich, dass Du für ein 15-minütiges Gespräch rund 70 bis 80 € bezahlst. Daher empfiehlt es sich, wirklich nur in absoluten Ausnahmefällen zu telefonieren und auch dann ein Gespräch so kurz wie irgendwie möglich zu halten.

Übrigens: Auch eingehende Gespräche kosten Dich Geld. Also besser nicht auf die Idee kommen, die Daheimgebliebenen zu Hause zu bitten, Dich anzurufen.

Tipp 4: Mailbox ausschalten

Um Kosten zu vermeiden, die durch Verbindungen von oder zur Mailbox entstehen, empfiehlt es sich, die Mailbox bereits vor Antritt der Reise zu deaktivieren. Wie das geht, schildere ich im Artikel Mailbox ausschalten.

Tipp 5: Smartphone ausschalten & entspannen

Der beste Tipp, um der Kostenfalle Kreuzfahrt zu entgehen ist immer noch: Das Smartphone einfach mal ausschalten und entspannen. Nicht jeder muss immer erreichbar sein und die Welt dreht sich auch weiter, wenn man ein paar Tage mal auf das mobile Internet verzichtet. Vielleicht kann das den Erholungswert des lang ersehnen Urlaubs noch deutlich steigern. 🙂

Fazit: Kreuzfahrten sind für Smartphone-Junkies weniger empfehlenswert.

Wer sich nur schwer von Facebook, Twitter und dem mobilen Internet verabschieden kann, der wird es auf einer Kreuzfahrt oder auch einer Fährüberfahrt nach Skandinavien nicht unbedingt leicht haben. Dennoch die ausdrückliche Empfehlung, das Smartphone auf Kreuzfahrten bestenfalls in den Flugmodus zu versetzen, um böse Überraschungen bei der nächsten Handyrechnung zu vermeiden.

Trotzdem bleibt natürlich eine Prognose offen: Urlauber zahlen eine Menge Geld für Luxuskreuzfahrten und die Schiffe erinnern eher an 5-Sterne-Hotels. Da wird es wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Reedereien attraktivere Datenpakete und Telefonie-Tarife anbieten. Ich bin gespannt, wie sich die boomende Reisebranche in dieser Hinsicht weiterentwickelt.

Hast Du Erfahrungen mit der Mobilfunknutzung auf Kreuzfahrtschiffen oder bei Fährüberfahrten machen können? Sind Dir auch viel zu hohe Kosten berechnet wurden und hat sich Dein Anbieter auf eine Kulanzlösung eingelassen? Dann bin ich gespannt auf Deine Erfahrungen – hinterlasse doch gleich einen Kommentar und lass‘ uns daran teilhaben!

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Jannik Degner

Jannik Degner ist der Gründer der smartphonepiloten. Er schreibt und berichtet hier zu aktuellen Themen aus der Welt des Mobilfunks - vom Ratgeber mit hilfreichen Tipps & Tricks über Tarifübersichten mit den besten Angeboten bist zu brandheißen Deals.

Als freier, hauptberuflicher Journalist sowie Mitglied im Deutschen Journalisten Verband Schleswig-Holstein (DJV) arbeitet er mit dem Schwerpunkt Mobilfunk, Telekommunikation, Technik und Smartphones. Er berät, schreibt und berichtet bei den smartphonepiloten von seinen beruflichen wie privaten Erfahrungen mit verschiedenen deutschen Mobilfunkunternehmen und hilft bei Problemen.

Seit 2012 hat er sich der Welt des Mobilfunks verschrieben und interessiert sich für Mobilfunkstandards, Handytarife, aktuelle Smartphones, Technik-Gadgets, den digitalen Lifestyle und das vernetzte Zuhause.

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Schwerpunkte bei den smartphonepiloten

  • Mobilfunk-Tarife in allen Netzen
  • Tarifberatung & Kommentare beantworten
  • redaktionelle Planung & Ideenfindung

Hobbies außerhalb der Arbeit

  • Musik hören/spielen
  • alles Kulinarisches
  • ambitionierter Hobby-Läufer

Android oder iOS?

iOS seit ich denken kann. :) Eingestiegen mit dem iPod touch im Jahr 2007, dann hin zum ersten iPhone und schließlich nahezu jede Generation des iPhone mitgenommen.

Dein aktuelles Smartphone?

Derzeit nutze ich ein iPhone XR und ein iPhone X. Im Rahmen von Testberichten aber auch gern mal verschiedene andere Smartphones.

Dein aktueller Handytarife?

Ich verwende aktuell den MagentaMobil M der vorherigen Generation mit 6 GB Datenvolumen, Allnet Flat, SMS Flat und StreamOn.

Artikel & Beiträge von Jannik Degner

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8 Responses

  1. hans-hermann stein sagt:

    Hallo Janik,
    kommen gerade zurück von der neuen TUI MeinSchiff 2 (Kanarenreise), dieses Schiff hat wohl ein extrem starkes Satelliten Signal, und es nie im Hafen abgestellt. Es sind leider hohe Kosten entstanden. Das ist mir bei vielen, vielen Kreuzfahrten unterschiedlicher Reedereien noch nie passiert, dass selbst im Hafen kein landgestützter Empfang stärker war. Ich warne, ACHTUNG, bei diesem Schiff ist das Signal sehr stark und auch im HAFEN aktiv, zumindest bei dieser Reise !

  2. Thomas Brassoi sagt:

    Am 9.und 14.12 20018 fuhr ich mit der Fähre von Kiel nach Göteborg und hatte mein Handy nicht ausgeschaltet. Kosten von 300€ für vielleicht 18 MB!. Leider habe ich die Mörderrechnung über 359€ Anfang Januar nicht mitbekommen. und bin am gestern mit der Fähre von Dover nach Dünkirchen aus England gekommen und mein Handy hat noch mal 220€ an Kosten produziert. Ich bin also ziemlich bedient könnte man sagen. Werde an 1&1 eine mail schreiben da wir 7 Verträge bei diesem Provider laufen haben. Mal sehen ob es was bringt. Gebe das Ergebnis dann bekannt. Wer sonst noch eine Idee hat kann sich ja mal hier melden. RS Versicherung besteht.

    • Frank Lonnemann sagt:

      Moin,war auf 1 wöchiger Aida Reise.1&1 hat mir 1235,- Euro Gebühren für 60 MB berechnet.Habe die Benachrichtigungen das ich auf See an höhere Kosten hätte,erst 20 Stunden später bekommen.Da hatte ich aber schon 1200 Euro Kosten drauf.Bin ich gegen an gegangen.Haben mir 1035 Euro aus Kulanz erlassen.Habe direkt meinen Vertrag gekündigt.

  3. Michael Kronauer sagt:

    Hallo Hallo Degner,
    Ich habe eine wichtige Frage.
    Wo steht das Kreuzfahrtschiffe ihr Satelittensignal an Land bzw. Am Hafen abschalten müssen.
    Uns wurden Mobile Kosten in Barcelona am Hafen abgerechnet.
    Ein Link zu einer Seite wäre super nett.
    Danke vorab
    Gruß
    Michael.K

    • Jannik Degner Jannik Degner sagt:

      Hallo Michael,

      verpflichtend scheint das wohl nicht zu sein – das ist abhängig von der jeweiligen Reederei. In der Regel wird dies aber so gehandhabt. Dein Handy sucht sich in der Regel immer das stärkste Handynetz – und das kann im Hafen natürlich auch das Bordnetz sein.

      Ich würde mich sehr freuen, wenn Du uns hier über den Stand der Dinge bei Dir auf dem Laufenden halten könntest.

      Vielen Dank & viel Erfolg in jedem Fall,
      Jannik

  4. Raik sagt:

    Hallo.
    Ich war Ende des Jahres auf Kreuzfahrt im Mittelmeer.
    Leider muss sich mein Phone unwissentlich mit dem Internet verbunden haben(wenige Sekunden9. Zu dieser Uhrzeit schlief ich. Jetzt Mehrkosten für dieses kurze Vergnügen von 170,-…
    Mein provider hat mich leider vorher nicht gewarnt, was er ja mit einer SMS sollte. Ich bin geschockt. Nach Recherche im Netz beschrieb ein RA Holweck, man solle in Widerspruch gehen, „Teil der Rechnung“ zahlen, strittigen Anteil nicht. Nun habe ich Widerspruch eingelegt (Einschreibenmit Rückschein), „normalen Rechnungsbetrag zzgl. 59,90 EU Cutgrenze bezahlt. Mobilcom-Debitel möchte dies nicht akzeptieren und droht jetzt mit Sperre. Ehrlich gesagt fühle ich mich betrogen/abgezockt , andererseits möchte ich deshalb keinen Negativeintrag in der Schufa riskieren.
    Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen?

    • Jannik Degner Jannik Degner sagt:

      Hallo Raik,

      vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht. Das klingt ja gar nicht gut. Gerade bei ausländischen Netzen (dazu auch noch außerhalb Europas) kann es schnell sehr teuer werden. Es würde mich sehr freuen, wenn Du mich hier auf dem Laufenden halten könntest, wie sich die Situation bei Dir weiterentwickelt.

      Inwieweit Du durch Zurückhalten der Zahlung einen Schufa-Eintrag riskiert, vermag ich nicht zu beurteilen, wobei ich das Risiko in diesem Fall als eher gering einschätzen würde. Aber ohne Gewähr. Eine Anlaufstelle wär ansonsten auch noch die Verbraucherzentrale – eventuell könne die noch mehr für Dich tun. Alternativ kannst Du Dich natürlich auch direkt an einen Anwalt wenden, aber das wird leider sehr schnell recht kostspielig. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Kulanzlösung mit mobilcom?! Ich drücke Dir in jedem Fall die Daumen! 🙂

      Viele Grüße,
      Jannik

    • Michael Kronauer sagt:

      Hallo Leidesgenosse,
      Wir haben due Tage eine Gerichtsverfahren vor uns, es geht um 1500,- Euro. Auch Mobile Daten vom Schiff.
      Was hat sich bei dir ergeben.
      Gruß Michael

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