GfK: Smartphone-Verkaufszahlen sind auch 2019 weiter rückläufig
Im ersten Halbjahr 2019 kauften Verbraucher Smartphones im Wert von rund 210 Milliarden Euro. Das berichtet die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).
Das ist eine stolze Summe, keine Frage. In Deutschland gehen die Absatzzahlen für Smartphones allerdings weiterhin zurück. Woran liegt da? Und welche Handys verkaufen sich nach wie vor gut?
Eine Billion Euro für technische Konsumgüter
Von Januar bis Juni 2019 gaben Verbraucher weltweit rund 210 Milliarden Euro für Smartphones aus. So berichtete es die GfK in einer Pressemitteilung anlässlich der IFA 2019.
Die Konsumforscher gehen außerdem davon aus, dass Verbraucher im gesamten Jahr 2019 technische Konsumgüter im Wert von einer Billion Euro kaufen werden. 43 Prozent dieser Summe werden sie voraussichtlich in Smartphones investieren.
In Deutschland scheint der Smartphone-Markt gesättigt
Diese Ergebnisse der GfK klingen nach einer vielversprechenden Prognose für die Smartphone-Branche. Die Daten zeigen aber auch, dass der Smartphone-Markt keineswegs wächst.
Von Januar bis Juni 2019 kauften deutsche Verbraucher demnach 9,4 Millionen neue Handys. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gingen die Absatzzahlen damit um sieben Prozent zurück. Das setzt einen Trend fort, der bereits im Dezember 2018 begonnen hat. Im letzten Monat des Vorjahres gingen zwar noch zwei Millionen Geräte über die Ladentheke. Das waren jedoch fast acht Prozent weniger verkaufte Smartphones als noch im Dezember 2017.
Auch die aktuellen Zahlen für das dritte Quartal 2019 bestätigen den Abwärtstrend. Wie das Magazin Winfuture erfahren haben will, lag die Zahlen der verkauften Smartphones im Juni 2019 um zehn Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Im Juli waren die Verkaufszahlen einigermaßen konstant, im August und September waren sie jedoch um jeweils sechs Prozent geringer als 2018.
Gründe für die rückläufige Nachfrage
Warum kaufen weniger deutsche Verbraucher ein neues Handy? Dieser Frage sind wir bereits in unserem Artikel „Drei Gründe, warum der weltweite Smartphone-Markt immer weiter schrumpft“ nachgegangen..
Zu den wichtigsten Gründen für die rückläufige Nachfrage gehören:
- Steigende Smartphone-Preise. Auch 2019 gingen die durchschnittlichen Verkaufspreise wieder leicht nach oben und erhöhten sich um ein Prozent.
- Kaum spannende Neuentwicklungen und steigendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Mehr Verbraucher nutzen ihr Smartphone länger als nur zwei Jahre und überdenken eine Neuanschaffung bewusster.
- Günstige gebrauchte Smartphones. Wer ein gebrauchtes Smartphone kauft, spart im Schnitt zwischen zehn und 20 Prozent im Vergleich zum Neupreis.
In diesem Jahr kam noch ein weiterer Grund für die Zurückhaltung der Verbraucher hinzu: Das US-Handelsverbot gegen Huawei. Aus Sorge, dass ein neues Huawei-Handy schon bald nicht mehr mit Android laufen könnte, verzichtete vermutlich so manch ein Verbraucher auf den Kauf – trotz Huawei Zukunftsversprechen.
Huawei hat das US-Embargo nur kurz geschadet
Huawei schadete das US-Embargo aber nur kurzfristig. Im Juni, einen Monat nach Googles Ankündigung, keine neuen Huawei-Produkte für Android zu zertifizieren, kam es zu einem kurzen, heftigen Einbruch der Absatzzahlen. Laut GfK ging Huaweis Marktanteil von 21 Prozent im Mai auf nur noch elf Prozent im Juni zurück.
Die Elektronikketten MediaMarkt und Saturn gaben bekannt, dass die Nachfrage nach Huawei-Smartphones um 50 Prozent einbrach.
Noch größere Einbußen musste die Huawei-Tochter Honor hinnehmen: Marco Eberlein, Deutschland-Chef von Honor, berichtete, dass die Verkaufszahlen um satte 40 Prozent abnahmen.
Doch der chinesische Smartphone-Hersteller erholte sich schnell. Wie Winfuture berichtete, lag der Marktanteil in Deutschland bereits im Juli und August wieder bei 20 Prozent. Im September konnte Huawei sich im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar steigern, die Absatzzahlen kletterten von 17 auf 18 Prozent. Aktuell belegt Huawei wieder den dritten Platz der weltweit größten Smartphone-Hersteller, hinter Samsung und Apple.
Erfolgsfaktoren: Welche Smartphones verkaufen sich gut?
Die Hersteller versuchen natürlich, dem Negativ-Trend entgegenzuwirken. Unter anderem Smartphones mit faltbaren Displays sollen den Verkauf wieder ankurbeln.
Große Hoffnungen setzen die Konzerne auch in 5G-fähige Smartphones. Immerhin benötigen Verbraucher ein derartiges Handy, wenn sie im schnellen 5G-Netz surfen möchten. In Südkorea waren im Juni 2019 bereits 43 aller verkauften Handys 5G-fähig. Weltweit hatten 5G Smartphones im ersten Halbjahr einen Marktanteil von 8 Prozent.
5G-Smartphones: Diese Handys beherrschen den neuen Mobilfunkstandard bereits.
Den GfK-Daten zufolge greifen Verbraucher vor allem zu leistungsstarken Geräten mit hochauflösenden Kameras. Besonders beliebt ist demnach eine Kombination aus einem 6 bis 7 Zoll großem Display, einer 20 MP-Kamera und 128 GB internem Speicher. Derart ausgestattete Smartphones erzielten im ersten Halbjahr 2019 einen Marktanteil von 16 Prozent, rund 33 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum lag ihr Marktanteil noch bei drei Prozent.
Erfolgsfaktor 1: Multi-Kameras
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Smartphones scheint laut den Daten der GfK eine leistungsstarke Kamera zu sein.
Vor allem Multi-Kameras gewinnen an Beliebtheit. Rund die Hälfte aller im ersten Halbjahr 2019 verkauften Geräte verfügte über zwei Kameralinsen auf der Rückseite.
Auch der Marktanteil von Handys mit drei und mehr Kameralinsen nimmt zu. Lag er im Vorjahr noch bei einem Prozent, machte er im ersten Halbjahr 2019 bereits 20 Prozent aus. Vor allem Geräte mit einer Kamera auf der Vorderseite und drei Kameras auf der Rückseite treiben diesen Trend voran. Ihr Marktanteil lag im ersten Halbjahr 2019 bei 16 Prozent.
Erfolgsfaktor 2: Leistungsstarke Prozessoren
Verbraucher wünschen sich von ihrem Smartphone nicht nur herausragende Fotos und Videos, auch die Ansprüche an die Leistungsfähigkeit steigen.
Aufwendige Games und mobile Services erfordern starke Prozessoren. Etwa 18 Prozent der im ersten Halbjahr 2019 verkauften Smartphones verfügen über einen Prozessor mit 2,5 bis 2,8 GHz. Im Vorjahreszeitraum betrug der Anteil nur fünf Prozent.
Rund zwei Drittel aller weltweit verkauften Handys besitzt zudem einen Prozessor mit acht Kernen. Das sind sechs Prozent mehr als noch im ersten Halbjahr 2018.
Erfolgsfaktor 3: Smartwatches
Während die Nachfrage nach Smartphones sinkt, erfreut sich ein Device immer größerer Beliebtheit: die Smartwatch.
Im ersten Halbjahr 2019 stiegen die Absatzzahlen der smarten Devices um ganze 47 Prozent. Die GfK vermutet, dass vor allem ihre simple Bedienung Smartwatches so beliebt macht. Sie hätten dadurch das Potenzial, die Smartphone-Nutzung zu vereinfachen.