Drei Gründe, warum der weltweite Smartphone-Markt immer weiter schrumpft
Preisexplosion, kleinere Entwicklungsschritte, ein steigendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit: Darum sinken die Absatzzahlen für Smartphones.
Von Juli bis September 2018 gingen weltweit rund 355,2 Millionen Smartphones über die Ladentheke. Das klingt viel, doch tatsächlich sind die globalen Absatzzahlen für Smartphones rückläufig. Warum kaufen immer weniger Verbraucher neue Smartphones? Marktforscher haben mehrere Gründe identifiziert.
Verluste für Samsung, Gewinne für Huawei und Xiaomi
Die Marktforscher von Counterpoint Research analysieren jedes Quartal die weltweiten Absatzzahlen von Smartphones. Im November legte das Unternehmen seinen aktuellen Bericht zum dritten Quartal 2018 vor. Der zeigt: Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Smartphone-Verkäufe um ganze 5 Prozent zurück.
Weltweiter Marktführer war und ist Samsung. Samsung Smartphones sind vor allem in Europa, Lateinamerika sowie im Mittleren Osten und Afrika beliebt. Im dritten Quartal 2018 haben die Südkoreaner noch 72,2 Millionen Smartphones verkauft. Im gleichen Zeitraum 2017 waren es allerdings noch 13,4 Prozent mehr. Mit den Absatzzahlen sank auch Samsungs Marktanteil und ging um fast zwei Prozentpunkte auf 20,3 Prozent zurück.
Huawei stellt sich derweil dem weltweiten Trend entgegen. Die Absatzzahlen des chinesischen Konzerns sind sogar gestiegen. 52 Millionen Smartphones verkaufte das Unternehmen. Das sind satte 32,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil stieg um vier Prozentpunkte auf 14,6 Prozent. Huawei liegt damit nach Samsung auf Platz 2 der absatzstärksten Smartphone-Hersteller.
Auch der ebenfalls in China ansässige Konzern Xiaomi kann sich über steigende Absatzzahlen freuen. Im dritten Quartal 2018 verkaufte er 34,4 Millionen Smartphones, 21,2 Prozent mehr als noch 2017. Der Marktanteil stieg damit auf 9,7 Prozent.
Apple baute auf Weihnachtsgeschäfte
Mit 12 Prozent Marktanteil liegt Apple global auf Platz 3 der Smartphone-Hersteller. In Nord-Amerika sichert sich der Konzern weiterhin die Marktführerschaft.
Apple setzte im Spätsommer und Herbst des letzten Jahres in etwa so viele Smartphones ab wie im Vorjahr, 46,9 Millionen. Der Marktanteil stieg jedoch von 12,4 auf 13,2 Prozent. Dabei profitiert der iPhone-Hersteller vor allem von Samsungs Verlusten.
Apple setzte zudem große Hoffnungen auf das Weihnachtsgeschäft. Die Erfahrung aus den Vorjahren zeigt, dass es der Konzern durchaus noch schaffen kann, im Schlussquartal des Jahres die Position des Marktführers zu erringen. 2016 und 2017 ist Apple dieses Kunststück schon gelungen.
Dieses Jahr verfehlte Apple die Ziele jedoch deutlich und bleibt damit weiterhin auf Platz 3 hinter Samsung und Huawei.
Deutliche Rückgänge bei weiteren Smartphone-Herstellern
Die weiteren Plätze laut Counterpoint Research:
5. Oppo mit 9 Prozent Marktanteil
6. vivo mit 8 Prozent Marktanteil
7. Lenovo mit 3 Prozent Marktanteil
Oppo und Vivo gehören beide zu BKK Electronics. Zählt man ihre Prozentpunkte zusammen, kommen sie auf 17 Prozent Marktanteil und liegen damit noch vor Huawei auf Platz 2. Oppo beherrscht vor allem den asiatischen Markt und bringt es dort auf 16 Prozent Marktanteil.
Andere Smartphone-Hersteller teilen sich 26 Prozent weltweiten Marktanteil. Neben Huawei und Xiaomi tut sich dabei ein weiterer Gewinner hervor: HDM Global, das Unternehmen hinter Nokia, verzeichnete einen Zuwachs von 70 Prozent.
Smartphone-Markt wächst nur noch in wenigen Regionen
Einige Smartphone-Hersteller können sich nach wie vor über steigende Absätze freuen. Insgesamt aber gingen die Absatzzahlen bereits zum fünften Mal in Folge zurück. Die Anzahl der verkauften Geräte sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 119,9 Millionen Smartphones. Das entspricht einem Minus von 19,9 Prozent.
Aber warum kaufen immer weniger Verbraucher neue Smartphones? Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.
Preisexplosion bei High-End-Smartphones
Samsungs Flaggschiff, das Galaxy Note 9, ist je nach Ausstattung für knapp 800 Euro zu haben. Ein aktuelles iPhone kostet sogar mehr als 1.100 Euro. Damit ist es mehr als 300 Euro teurer als das Vorgängermodell. So teure Smartphones kann und möchte sich nicht jeder leisten.
Die Preissteigerung im High-End-Segment ist allerdings nicht der einzige Grund, aus dem Verbraucher häufiger mal „nein“ zum neuen Smartphone sagen. Marktforscher beobachten auch einen wachsendes Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit. Smartphones verbrauchen wertvolle Ressourcen. Die sollen nicht unbedingt nach kurzer Zeit schon wieder im Müll landen.
Alle zwei Jahre ein neues Smartphone? Viele Nutzer sagen nein
Ein gängiger Smartphone-Vertrag läuft über 24 Monate. Läuft er aus, gibt es zur Vertragsverlängerung ein neues Handy. So war es zumindest lange Zeit. Und das ergab auch Sinn: Die Entwicklung verlief so rasant, dass ein Smartphone nach zwei Jahren schon als veraltet gelten konnte.
Das hat sich jedoch mittlerweile geändert. Statt toller Innovationen, die jeder Smartphone-Nutzer haben will, bringen neue Geräte etwas bessere Prozessoren, Kameras und Displays mit. Auch die Akkus neuer Smartphones sind meist etwas leistungsfähiger. Doch große Entwicklungsschritte bleiben aus.
Das bringt viele Menschen zum Nachdenken: Muss es wirklich alle zwei Jahre ein neues Smartphone sein? Vielleicht hält das alte ja noch ein weiteres Jahr.
Sparen mit gebrauchten Smartphones
Wer gebrauchte Smartphones kauft, kann zwischen zehn und 20 Prozent im Vergleich zum Neupreis sparen. Ein oder zwei Jahre alte Geräte bieten meist eine immer noch zufriedenstellende Ausstattung und Leistung.
Gebrauchte Technik zu kaufen, kommt zudem dem Bedürfnis nach mehr Nachhaltigkeit zugute. Wie Counterpoint Research zeigt, wechselten 2017 rund 140 Millionen wiederaufbereitete Smartphones den Besitzer. Das sind 13 Prozent mehr als 2016.