Einheitliche Handy-Ladegeräte: Zweiter Anlauf der europäischen Union

Einheitliche Ladegeräte für Smartphones
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Besitzt Du mehrere Smartphones oder Mobiltelefone? Und begibst Dich nicht selten auf die Suche nach dem richtigen Ladegerät, weil jeder Hersteller hier früher eigene Kreationen hervorbrachte? Damit soll nun Schluss sein. Die EU fordert eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller – dies ist aber nicht der erste Anlauf.

Steckerchaos hoch drei: Die Vielfalt der Ladegeräte

Das Samsung-Ladegerät passt nicht in das Xperia von Sony und das alte Sony Ericsson hat ohnehin sein eigenes Ladegerät, das sonst nirgends passt. Der eine Anschluss ist flach und breit, der andere etwas schmaler, passt dafür aber auch in die Autokamera und das Navigationsgerät. Manche Ladekabel sind Stromversorger und zugleich Verbindungsstück zum PC. Bei anderen Smartphones gibt es für diese Aufgaben zwei verschiedene Anschlüsse. Kompliziert, oder?

EU fordert einheitlich Anschlüsse für mobile Endgeräte

Künftig können sich Verbraucher innerhalb der EU aber freuen, denn es soll bald einheitliche Ladegeräte geben. Eine entsprechende gesetzliche Vorlage wurde auf den Weg gebracht.

Aber Moment mal, kommt Dir das nicht bekannt vor? Gab es das nicht schon einmal?

Ja! Bereits 2014 sollte der Weg für einheitliche Ladegeräte geebnet werden. Nun folgt der zweite Versuch.

Der lange Weg der Selbstverpflichtungen …

Seit Jahren bemüht sich die europäische Union um einheitliche Ladekabel für Handys und Smartphones. Das war aber nicht immer von Erfolg gekrönt. Hersteller sollten sich freiwillig dazu verpflichten, die Einheitlichkeit zu schaffen.

Freiwilligkeit funktioniert nicht immer

Das klappte bei manchen, aber leider nicht bei allen. Der Markt blieb, so die Experten von heise.de, „fragmentiert“. Mit anderen Worten: es gab viele Ladekabel und nicht allzu viel Einheitlichkeit. Derzeit arbeitet die EU an einer erneuten freiwilligen Selbstverpflichtung der Hersteller. Ob es diesmal klappt?

Einheitliche Handy-Ladegeräte – alles auf Anfang

Die Geschichte begann im Jahr 2009. Es herrscht Kabel-Wirrwarr auf dem Markt der Mobiltelefone und die Nutzer verzweifelten daran, in ihrer Kabelsammlung immer das jeweils richtige Ladegerät finden zu müssen.

Übersicht der Handy Ladegeräte

Ein Überblick der gängigsten Anschlüsse für Smartphone und Co.

Die wichtigsten Hersteller von Smartphones – Samsung, Apple und Nokia – wollten dem ein Ende setzen und unterzeichneten einen Vertrag, in welchem sie sich verpflichteten, einen neuen Standard bei den Ladegeräten zu unterstützen – einen gemeinsamen Standard. Der Micro-USB-Stecker sollte für die folgenden Modelle herstellerübergreifend passen und daher die vielen Sonderwege bei der Steckerform überwinden.

Viele Hersteller hielten sich an die Selbstverpflichtung

Das Vorhaben war beschlossen, aber wie das bei großen Aufgaben passiert, verzögerte sich alles ein wenig.

Laut heise.de waren 2012 immerhin 90% der neuen Mobiltelefone mit einem solchen Micro-USB-Anschluss ausgestattet, aber die freiwillige Selbstverpflichtung lief in diesem Jahr auch aus. Ein neues Durcheinander bei den Steckern drohte. Damit das nicht passierte, wurde die EU aktiv; genauer gesagt, Antonio Tajani – der damalige Industriekommissar der europäischen Union. Er bat die Hersteller von Mobiltelefonen darum, auch zukünftig auf einheitliche Anschlüsse und Ladesysteme zu setzen.

Einige Smartphone Hersteller leisten Widerstand

Freiwillige Selbstverpflichtungen haben den Vorteil, dass eine gewisse Wertvorstellung vorgegeben wird. Auch ohne Zwang halten sich dann viele Hersteller an die gewünschte Vorstellung, um zu zeigen, wie kooperativ und vernünftig sie sind. 2014 kam aber dennoch eine feste Vereinbarung. Problem ist allerdings, dass nicht alle mitmachten.

Einheitlichkeit von der EU per Richtlinie gewünscht

Die EU-Kommission verabschiedete dann 2014 eine Richtlinie, nach der es zukünftig einheitliche Stecker bei den Tablets und Smartphones geben sollte. Hintergrund war der Verbraucherschutz, aber auch ein Umweltgedanke. Denn wenn die Ladegeräte einheitlich sind, muss nicht mehr jedem neuen Smartphone auch ein eigenes Ladegerät beiliegen. Daher könnte viel Elektroschrott eingespart werden.

Die neue Regelung sollte ab 2017 gelten – eigentlich viel Zeit für die Hersteller, sich des Problems anzunehmen. Geklappt hat es aber nicht ganz. Wie sieht der aktuelle Stand heute aus?

Es ist schon viel erreicht, aber…

Heute ist eine gewisse Einheitlichkeit zwar gegeben, allerdings hat sie sich nicht bei allen Herstellern durchgesetzt. Android-Smartphones sind weitestgehend mit Micro-USB-Anschlüssen ausgestattet. Bei neuesten Modellen kommt auch der Nachfolger zum Einsatz – USB-C.

Der Anschlussstecker ist etwa beim MacBook Pro vorhanden, passt allerdings nicht in die iPhones, denn diese besitzen einen Lightning-Anschluss. Der flache Stecker greift die dünne Form des iPhones auf und kann mit einem Adapter passend für andere Anschlüsse gemacht werden.

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Neue Selbstverpflichtung für einheitliche Ladekabel kommt

Wie geht es weiter? Die EU setzt zukünftig erneut auf eine freiwillige Selbstverpflichtung oder einen kooperativen Ansatz, wie es die EU-Kommissarin Elzbieta Bienkowska optimistisch nennt. Damit sollen wieder die Hersteller über die technischen Merkmale ihrer Geräte entscheiden und es wird keine klare gesetzliche Vorlage geben, die Zwang ausübt.

Warum verzichtet man auf klare Gesetze? Weil Ladekabel vielfach nicht nur dem Aufladen dienen, sondern auch zur Übertragung von Videos oder Bildern genutzt werden, etwa als Anschlussstelle zum PC. Hier zu viel einheitlich regeln zu wollen könnte Innovationen behindern.

Hier das Wichtigste zur Entwicklung der einheitlichen Ladegeräten in Kurzform

  • vor 2009 gab es zahlreiche Anschlüsse für Ladegeräte, dies sollte vereinheitlicht werden
  • die EU unterstützte eine Selbstverpflichtung der Hersteller
  • nach einer Richtlinie von 2014 sollte es ab 2017 einheitliche Stecker geben
  • viele Hersteller hielten sich daran, aber nicht alle
  • die freiwillige Selbstverpflichtung soll nun erneuert werden

Nicht mit jedem neuen Smartphone ein Ladekabel erhalten? Was meinst Du …

Einheitliche Ladekabel begrüße ich auch. Schließlich liegen derzeit bei mir mehrere Ladekabel verschiedener Hersteller herum und ich muss stets auf Suche gehen, wenn ich ein Gerät mit neuer Energie versorgen will.

Da wäre es nicht schlecht, wenn ich mir einfach ein Ladegerät greifen könnte und sicher wäre, dass es überall passt. Dennoch wünsche ich mir auch zukünftig, dass jedem neuen Smartphone auch ein Ladegerät beiliegt. Das Ziel der EU, darauf zu verzichten, sehe ich eher negativ. Denn wie ich schon mehrfach feststellen musste, haben auch die Ladegeräte kein ewiges Leben.

Daher habe ich lieber eines zu viel als eines zu wenig im Haus. Wie ist Deine Meinung zum Thema?

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Andrea von smartphonepiloten.de

Hallo, ich bin Andrea und blogge bei den smartphonepiloten zu aktuellen Mobilfunktrends und spannenden Angeboten rund ums Telefonieren. Ich entdecke gern Neues und teste innovative Ideen.

Artikel & Beiträge von Andrea Augustin

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2 Responses

  1. Josh sagt:

    Hallo Carina,

    dies liegt an der vorranschreitenden Technik, die nach Jahren der Nutzung nun die bisherigen Kabel veralten laesst. Die neuen Handys werden nun nach und nach auf USB-C umstellen, den Nachfolger wie im Text steht. Dieser bietet Vorteile wie schnelleres aufladen, schnellere Datenuebertragungen und er laesst sich beliebig herum einstecken. Dies ist alles mit den bisherigen Kabeln nicht mehr moeglich. In wenigen Jahren wird dann hoffentlich jeder die neuen Kabel benutzen und alles wird einheitlich sein.

    Gruss Josh

  2. Carina Tobies sagt:

    Hallo, unser Sohn hat vom Christkind das neue Samsung A5 (2017) bekommen.
    Doch, oh Wunder, jetzt passen unsere Samsung-Ladekabel nicht mehr?????
    Ich selbst habe das A5 (2016); bis dahin hat alles wunderbar mit den Ladekabeln funktioniert.
    Heißt das, das Samsung sich jetzt auf einmal nicht mehr an „die Regeln“ hält? Ich finde das so zum K……!!!!
    Ich bin dringend für ein Gesetz, das die Einheitlichkeit der Anschlüsse regelt! Auch im Hinblick auf die Umwelt und Nachhaltigkeit.
    Gruß
    Carina

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