IP Zertifizierung, Gorilla Glas & Co – So findest Du ein wasserdichtes, bruchsicheres Smartphone

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Smartphones werden nicht nur immer leistungsfähiger, teurer und schöner, sondern auch widerstandsfähiger. Bei jeder Smartphone-Generation kommen auch neue High-Tech-Materialien zum Einsatz, die die kleinen Taschencomputer besonders robust gegen äußere Einflüsse machen sollen. Herstellerangaben sind jedoch häufig uneindeutig und verwirrend.

Was nur Marketing-Sprech ist, was es mit einer IP Zertifizierung und Gorilla Glas auf sich hat und welchen Angaben der Hersteller Du vertrauen kannst, erfährst Du in diesem Artikel und im Video auf unserem Youtube-Kanal

Was macht ein Smartphone widerstandsfähig?

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Smartphones sind High-End-Technik für die Hosentasche. Als Gebrauchsgeräte müssen die Taschencomputer aber so einiges aushalten. Deswegen boomt der Zubehörmarkt mit Panzerglas-Folien und sturzsicheren oder wasserdichten Handyhüllen.

Aber auch die Hersteller tun einiges, um ihre Smartphone-Technik zu schützen. So können Smartphones „spritzwassergeschützt“, „wasserfest“, „wasserabweisend“ oder gar „total wasserdicht“ sein. Zudem werden Smartphones auch als „staubdicht“ oder „sturzresistent“ beworben.

Da kann man schon die Übersicht verlieren, zumal all diese Begriffe nicht unbedingt auch immer das gleiche bedeuten und vieles aus Vermarktungsgründen geschönt wird. Sichere Angaben erhältst du nur über unabhängige Prüfsiegel und Zertifizierungen.

Was bedeutet eine IP-Zertifizierung?

Smartphones werden nach IP-Schutzklassen zertifiziert, die an US-amerikanische Militärstandards und der entsprechenden DI-Norm angelehnt sind.

Eine solche Schutzklasse beginnt immer mit den Buchstaben IP, denen zwei Ziffern folgen.

  • Die Erste Ziffer gibt dabei die Widerstandsfähigkeit gegen Fremdkörper wie Staubkörner an.
  • Die Zweite Ziffer steht für den Schutz gegen Wasser.

Schutzklassifizierung gegen Fremdkörper

Kennziffer Definition
0 Kein Schutz
1  Schutz gegen Fremdkörper (Durchmesser ab 50 mm)
2  Schutz gegen Fremdkörper (Durchmesser ab 12,5 mm)
3  Schutz gegen Fremdkörper (Durchmesser ab 2,5 mm)
4  Schutz gegen Fremdkörper (Durchmesser ab 1 mm)
5 staubgeschützt
6 staubdicht

Somit wäre eine IP68 Zertifizierung, wie sie das Samsung Galaxy S10 hat, absolut dicht gegenüber kleinsten Fremdkörpern wie Staub, denn die sechs ist das Ende der Skala.  Die acht steht übersetzt für wasserdicht bei andauerndem Untertauchen, das entspricht einer Zeit die länger ist als eine halbe Stunde.

Schutzklassifizierung gegen Wasser

Kennziffer Definition
0 kein Schutz
1 Schutz gegen senkrecht fallendes Tropfwasser
2 Schutz gegen fallendes Tropfwasser bei Gehäuseneigung bis 15°
3 Schutz gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte
4 Schutz gegen allseitiges Spritzwasser
5 Schutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel
6 Schutz gegen starkes Strahlwasser
7 Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen
(30 Minuten bei einer Wassertiefe von 1 Meter)
8 Schutz gegen dauerndes Untertauchen
(Wassertiefe wird vom Hersteller bestimmt)
9 Schutz gegen Wasser bei Hochdruck-/Dampfstrahlreinigung

Du solltest jedoch beachten, dass die Wassertiefe und damit der Wasserdruck vom Hersteller bestimmt wird. IP68 Zertifizierung ist also nicht gleich IP68 Zertifizierung.

Die Widerstandsfähigkeit eines Smartphones kann also auch bei gleicher IP68-Kennung in gewissem Maße variieren, je nachdem bei welcher Tiefe der Test durchgeführt wurde.

Was ist Gorilla Glas?

Der Display eines Smartphones wird durch sogenanntes Gorilla Glass des Herstellers Corning geschützt. Es handelt sich um ein bestimmtes Glas-Gemisch, das besonders kratzfest und resistent gegen Stürze ist. Corning bewirbt sein Gorilla Glas mittlerweile sogar für Autoscheiben. Es profitieren also nicht nur Smartphones und Laptops von dem robusten Glas.

Corning entwickelt seine Glastechnik stetig weiter; dabei bleiben jedoch ältere Glas-Gemische preisreduziert auf dem Markt und werden dann häufig in günstigeren Geräten noch verbaut.

Für die aktuelle sechste Generation des Gorilla Glases hat Corning analysiert, warum Handydisplays nach Stürzen brechen. Dabei war weniger die Verformungsenergie eines einzelnen Sturzes entscheidend, sondern die Häufigkeit der Stürze.

Mit jedem Sturz entstehen Mikrofrakturen, die Widerstandsfähigkeit des Glases sinkt ein bisschen. Ist ein kritischer Wert erreicht, bricht das ganze Glas.

Gorilla Glas 6 soll 15 Stürze aus einem Meter Höhe ohne Schaden überstehen. Der Vorgänger Gorilla Glas 5 würde schon bei der Hälfte das Zeitliche segnen.

Warum bricht die Rückseite meines Smartphone eher als die Vorderseite?

Nun hat ein Smartphone ja meist zwei Glasscheiben. Eine Vorne eine Hinten. Häufig wird für beide Seiten das gleiche Glas verwendet.

Manche Hersteller wie zum Beispiel Samsung beim Galaxy S10 setzen jedoch aus Kostengründen auf der Rückseite ältere Glas-Gemische ein. In diesem Fall Gorilla Glas 5.

Ein älteres Gorilla Glas ist also häufig der Grund, dass das Glas auf der Rückseite bei vielen Menschen eher bricht als auf der Vorderseite.

Kameralinsen werden übrigens in der Regel durch Saphirglas geschützt, das auch in teuren Uhren verwendet wird. Das teure Saphirglas ist viel härter als Gorilla Glas und damit noch kratzfester, aber bei weitem nicht so resistent gegen Schläge oder Stürze.

Die Fotoqualität kann durch kleinste Kratzer stark beeinträchtigt werden, hier macht die Zusatzinvestition für Saphirglas einfach Sinn.

Welche Schutzklasse versteckt sich hinter der Militärnorm MIL-STD-810?

Smartphones wie das LG V30 sind nach der amerikanischen, technischen Militärnorm MIL-STD-810 zertifiziert.

IP_Zertifizierung_LGV30

Das LG V30 hat eine MIL-STD-810 Zertifizierung

Nach dieser Norm werden technische Geräte für das US-amerikanische Militär geprüft. Die Ausrüstung von Soldaten und Soldatinnen muss widrigsten Umständen trotzen. Dazu gehören unter anderem niedriger Luftdruck in großen Höhen, Explosionen und Eisregen.

Wichtig für Dich zu wissen:

  • Ein Ausrüstungsgegenstand muss nicht alle Tests der MIL-STD-810 Norm überdauern.
  • Besonders Geräte für den zivilen Gebrauch werden in der Regel nicht durch den gesamten Testparcour gejagt.
  • Die zuabsolvierenden Härtetests werden vertraglich zwischen den Zulieferdiensten  der Einzelteile (z. B. Corning) und dem Hersteller (z. B. Samsung) geregelt.
  • Ein Smartphone kann dann schon als MIL-STD-810 zertifiziert beworben werden, wenn nur ein einziger Test innerhalb der Norm durchgeführt sind.
  • Dies nutzen die Hersteller natürlich zu Marketing-Zwecken.

Richtig verlässlich ist diese MIL-STD Zertifizierung also auch nicht und Du solltest diese Angebe mit Vorsicht genießen, besonders wenn die Tests in der Werbung nicht weiter spezifiziert sind. Denn ein Hersteller schmückt sich natürlich gerne mit den Lorbeeren, sollten viele Tests erfolgreich absolviert worden sein.

Sogenannte Outdoor-Smartphones haben in der Regel mehr Tests als gewöhnlich absolviert. Bei diesen Geräten wird auf Kosten eines eleganten Designs ein besonders robustes Gehäuse entwickelt.

IP_Zertifizierung_CATS61

Das CAT S61 ist ein robustes Smartphone für Montage- und Bauarbeiter

Worauf solltest Du also achten?

Du solltest also bei jedem Smartphonekauf darauf achten, welches Glas beim Display verbaut ist und ob es IP zertifiziert ist und wenn ja wie hoch. Bei vielen Herstellern findest du die IP-Werte auf der Verpackung oder online im Datenblatt.

Es ist ratsam, dass Du dir vorher überlegst, welche Schutzklasse Du brauchst. Ein Smartphone mit hoher IP-Schutzklasse und neuestem, bruchsicheren Gorilla Glas ist noch kein Outdoor-Smartphone.

Das neue Samsung S10 ist zum Beispiel zwar nach IP68 zertifiziert und hält auch durch neueste Glastechnik (Gorilla Glas 6) einige Stürze aus, jedoch wird es kaum Stürze aus großer Höhe ohne Blessuren überstehen.

Beachten solltest du auch, das Schutz gegen Spritzwasser und die meisten Partikel (IP57) fast jedes Smartphone mittlerweile bietet. Eine kurze Nachricht im Nieselregen, ist also selten ein Problem.

Solltest Du jedoch viel draußen oder in unwirtlichen Umgebungen arbeiten, sei es auf dem Bau, in Montageanlagen oder einfach im Wanderurlaub fernab der Zivilisation, könnte sich auch ein sogenanntes Outdoor Smartphone lohnen. Diese werden noch weiteren Tests unterzogen und halten häufig sogar direkte Schläge und Stürze aus großer Höhe aus.

Quellen

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Niklas Foitzik

Niklas Foitzik ist der "Techie" im Team der smartphonepiloten und ist immer bestens informiert über die neuesten technischen Fortschritte im Mobilfunk- und Hardwaresegment.

Er beschäftigt sich mit aktuellen Smartphones bzw. Tablets und zeichnet sich für unsere Hardware-Tests verantwortlich. Außerdem recherchiert er auf zahllosen anderen Internetportalen zu neuen Gadgets und hat wohl mehr Hardware zuhause als sonst einer von uns. :)

Niklas studierte Allgemeine Sprachwissenschaften, Deutsche Philologie und Komparatistik an der Georg-August Universität Göttingen.

Die smartphonepiloten profitieren von seiner über Jahre aufgebauten Expertise im Bereich Technik, Mobilfunkfrequenzen, Hardware, Prozessoren und diversen -überwiegend technisch orientierten - Themen.

Schwerpunkte bei den smartphonepiloten

  • Recherche neuer Hardware und Software
  • Beratung zu technischen Besonderheiten von Smartphones
  • Technik-Artikel rund ums Thema Smartphone
Hobbies außerhalb der Arbeit

  • Literatur
  • American Football
  • Case Modding

Android oder iOS?

Bei Software macht Apple keiner was vor. Die Bedienbarkeit ist für mich der einzige Kaufgrund für ein Apple iPhone. Ansonsten ist mir das zu teuer für die gebotenen Komponenten. Ich mag Hardware und da sind die vielen verschiedenen Android-Smartphones auf dem Markt einfach spannender.

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