Nachdem Google dem chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei die Android-Lizenz entzogen hat, fragt sich so mancher Nutzer, ob sein nächstes Handy nicht lieber von einem anderen Hersteller kommen soll.
Wie wäre es mit einem Smartphone aus Europa? Hier stellen wir Dir sieben Huawei Alternativen vor. Ein Unternehmen produziert seine Smartphones sogar in Deutschland.
Für die Besitzer von Huawei Smartphones war die Nachricht ein Schock: Am Abend des 19. Mai kündigte Google an, dem chinesischen Handy-Hersteller die Android-Lizenz zu entziehen und keine Updates mehr an Huawei auszuliefern. Google reagiert damit auf den Handelsstreit zwischen der US-Regierung und China. Alles, was Du dazu wissen musst, haben wir in einem Ratgeber zum Android Lizenzentzug für Huawei zusammengestellt.
Mittlerweile hat Google Huawei eine Gnadenfrist von 90 Tagen eingeräumt. Innerhalb dieser Zeit darf der Konzern weiterhin Android-Updates an seine Nutzer ausliefern. Diese Regelung gilt für alle Geräte, die Huawei-Kunden vor dem 17. Mai 2019 gekauft haben. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. Das chinesische Unternehmen verspricht derweil, Besitzer von Huawei und Honor Smartphones auch in Zukunft mit relevanten Sicherheits-Updates zu versorgen.
Nennst Du ein Smartphone von Huawei oder Honor Dein Eigen, musst Du Dir eigentlich keine großen Sorgen machen. Dennoch schauen sich gerade viele Huawei-Nutzer nach Alternativen um. Wer ein Handy komplett ohne chinesische oder US-amerikanische Beteiligung sucht, hat es allerdings schwer. Die Chips der meisten Smartphones stammen vom US-Unternehmen Qualcomm, die Software kommt entweder von Google oder von Apple. Die Herstellung der meisten Handys erfolgt im chinesischen Shenzhen.
Wählst Du Smartphones europäischer Hersteller, kannst Du die Beteiligung chinesischer und US-amerikanischer Firmen aber zumindest reduzieren. Wir haben Dir eine Auswahl an zusammengestellt. Einfach durchsliden … 🙂
Nokia
Das finnische Unternehmen Nokia hielt lange Zeit die Position des Marktführers auf dem Handy- und Smartphone-Markt. Nach internen Unstimmigkeiten und einer gescheiterten Windows Phone-Serie verkauften die Finnen ihre Firma jedoch an Microsoft. Microsoft Mobile nutzte zunächst weiterhin den Markennamen „Nokia“, vertrieb seine Handys ab 2014 aber unter dem Namen Lumia Smartphones.
Im Jahr 2016 meldete sich Nokia zurück. Die Exklusivrechte der Marke gehören mittlerweile der ebenfalls in Finnland ansässigen HMD Global Oy. HMD unterhält eine enge Partnerschaft mit Google. Auf den neuen Nokia Smartphones läuft das Betriebssystem Android. Seit Sommer 2017 arbeitet HMD außerdem mit der Carl Zeiss AG zusammen, welche die hochwertigen Kameraobjektive für Nokia Smartphones fertigt. Den Zusammenbau der Geräte übernimmt die taiwanesische Firma Foxconn.
Bild: Nokia // Montage: smartphonepiloten.de
Im Mittelklasse-Bereich bietet Nokia mit dem Nokia 7 Plus und dem Nokia 7.1 gut ausgestattete Geräte an. Das Nokia 7 Plus bringt eine Dual-Kamera und ein Full HD+-Display mit, verfügt über 4 GB RAM und 64 GB internen Speicherplatz, für die Performance ist der Chipsatz Qualcomm Snapdragon 660 zuständig. Im Nokia 7.1 arbeitet ein Snapdragon 636 mit 3 GB RAM, es bietet 31 GB Speicherplatz.
Die Oberklasse will Nokia mit dem Nokia 9 PureView in Angriff nehmen. Die Finnen stellten die Neuentwicklung mit gleich fünf Kameralinsen auf dem MWC 2019 in Barcelona vor.
Zu den Nokia Smartphones
Gigaset
Bild: Siemens
Wie die meisten Smartphone-Hersteller lässt auch das deutsche Unternehmen Gigaset den Großteil seiner Geräte in China fertigen. Nicht so das GS185. Bei dem Handy handelt es sich um ein Smartphone „made in Germany“. Der Zusammenbau erfolgt in Bocholt.
Gigaset ist europäischer Marktführer für schnurlose DECT-Telefone. Mit seinen Smartphones erzielt das Unternehmen nur einen relativ kleinen Marktanteil. Wer ein Gerät aus deutscher Herstellung sucht, sollte sich das GS185 dennoch einmal ansehen.
Das GS185 besitzt ein 5,5 Zoll großes HD+ IPS Display, die Oberfläche besteht aus 2,5D Glas mit kratzfester und schmutzabweisender Oberfläche. Mit 2 GB RAM und 16 GB internem Speicher ist es etwas schwach auf der Brust, der Speicherplatz lässt sich per microSD jedoch auf bis zu 256 GB erweitern. Das Smartphone ist 4G LTE-fähig und bringt einen 4000 mAh-Akku mit Schnellladefunktion mit. Als Betriebssystem nutzt das GS185 Android 8.1 Oreo.
Zum Gigaset made in Germany
BQ
Hinter dem Markennamen BQ verbirgt sich das spanische Unternehmen Mundo Reader S.L. Neben Unterhaltungselektronik, 3D-Druckern und Lern-Robotern fertigt der Konzern auch Smartphones und Tablets.
BQ unterhält Niederlassungen in Spanien, Frankreich, Deutschland und Portugal. Der Zusammenbau der Smartphones erfolgt wie so oft in China, um Entwicklung und Qualitätskontrolle kümmern sich jedoch hauptsächlich die Mitarbeiter in Spanien.
Den Grundstein für das Unternehmen legten im Jahr 2003 sechs spanische Studenten der Ingenieurswissenschaften. Zunächst verkauften sie USB-Sticks, bald schon bauten sie ihre Firma aus. Mit dem Aquaris präsentierte BQ im Jahr 2013 sein erstes Smartphone und traf damit direkt den Geschmack der Spanier. Bereits 2017 war BQ die am dritthäufigsten verkaufte Smartphone-Marke in Spanien mit einem Marktanteil von mehr als zehn Prozent.
BQ setzt nicht nur auf ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis, sondern auch auf offene Schnittstellen. Im Jahr 2015 erschien mit dem Aquaris E4.5 das erste Smartphone mit dem Betriebssystem Ubuntu, basierend auf dem offenen Linux-System. Das Smartphone ließ sich hauptsächlich über Gesten steuern, ein Bedienkonzept, das bei den Nutzern nicht wirklich gut ankam.
Einen Erfolg landete BQ dagegen mit dem Aquaris X5, das 2016 auf den Markt kam. Es arbeitet mit dem Android-Derivat Cyanogen. Das alternative Betriebssystem bietet mehr Personalisierungsmöglichkeiten und ein höheres Maß an Privatsphäre als das Original.
Mit Android One arbeitet das BQ Aquaris X2 Pro. Das Smartphone fällt durch sein schlichtes Design auf und bietet ein 5,65 Zoll Display mit einer Auflösung von 2160 x 1080 Pixeln, 4 GB RAM und 64 GB Speicherplatz, die sich auf bis zu 256 GB erweitern lassen.
Zu den BQ Smartphones
Wiko
Wiko ist ein französisches Unternehmen mit Sitz in Marseille. Seit 2011 möchte der Konzern eine günstige Alternative zu etablierten Smartphone-Herstellern anbieten.
Neben Mobiltelefonen fertigt Wiko auch eine Zubehörlinie mit Schutzhüllen, Wearables, Kopfhörern und Lautsprechern.
Bild: smartphonepiloten.de
Wiko Smartphones arbeiten mit dem Betriebssystem Android. Die Franzosen lassen in China produzieren, seit 2014 hält zudem der chinesische Technologiekonzern Tinno Mobile die Mehrheitsanteile am Unternehmen. Die Entwicklungs- und Designabteilung befindet sich jedoch nach wie vor in Marseille.
Das neueste Smartphone aus dem Hause Wiko trägt den Namen Wiko View 3 Pro. Es bietet eine Triple-Kamera, 6 GB RAM, 128 GB Speicherplatz und einen Akku mit starken 4000 mAh.
Zu den Wiko Smartphones
Archos
Ebenfalls in Frankreich, genauer gesagt in Igny bei Paris, sitzt das Unternehmen Archos S.A., ein börsennotierter Hersteller von Tablets, Notebooks und Smartphones.
Archos besteht seit 1988. Zunächst verkaufte der Konzern Speicherkarten, Ende der 1990er Jahre konzentrierte sich das Unternehmen auf die Entwicklung tragbarer MP3-Player. Seit 2009 erweitern Tablets und Smartphones mit Android-Betriebssystem die Produktpalette. Seine Produkte lässt Archos in Frankreich, Deutschland und China entwickeln.
Mit Android One arbeiten zum Beispiel die Einsteiger-Smartphones Archos Oxygen 68 XL und das Oxygen 63. Das Archos Oxygen 68 XL besitzt ein großes 6,85 Zoll Display mit einer Auflösung von 640 x 1352 Pixeln und bringt 3 GB RAM sowie 32 GB Speicherplatz mit. Das Archos Oxygen 63 bietet immerhin 4 GB RAM und 64 GB internen Speicher sowie ein IPS Display von 6,26 Zoll mit 720 x 1520 Pixeln Auflösung.
Zu den Archos Smartphones
Fairphone
Das niederländische Unternehmen Fairphone hat sich das Ziel gesetzt, nachhaltige und umweltfreundliche Smartphones zu verkaufen. Aus diesem Grund fertigt es Handys in modularer Bauweise. Fällt ein Modul aus, lässt es sich gezielt ersetzen und Du musst nicht gleich das komplette Smartphone entsorgen. Funktioniert Dein Fairphone einmal gar nicht mehr, nimmt das Unternehmen es zurück und verspricht, es umweltschonend zu recyceln.
Das erste Fairphone brachten die Niederländer 2013 auf den Markt. Im Jahr 2015 folgte das Fairphone 2, das einen Blauen Engel für emissionsfreie und recyclinggerechte Herstellung erhielt.
Die Materialien für die Fairphones stammen aus fairem Handel. Die Produktion erfolgt zwar in China, die Niederländer versprechen jedoch, sich für gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne einzusetzen. Zu diesem Zweck kooperieren Sie mit der NGO TAOS.
Das Fairphone 2 ist seit Ende März 2019 offiziell ausverkauft. Mit etwas Glück findest Du noch Restposten. Fans der modularen Smartphones warten derzeit auf das Fairphone 3. Wann genau das neue Gerät erscheinen wird, ist derzeit aber noch nicht bekannt.
Zu den Fairphones
Shift
Auch die deutsche SHIFT GmbH mit Sitz in Hessen produziert nachhaltige Smartphones. Neben dem Shiftphone stellt das Unternehmen auch Phablets und Notebooks her.
Derzeit bietet SHIFT drei Smartphones an: das Shift5me mit 5 Zoll großem Display, das Shift6m mit 5,7 Zoll-Display und den 6-Zöller Shift6mq.
Anders als das Fairphone sind die Shiftphones nicht modular aufgebaut. Du sollst sie dennoch einfach reparieren können. Alle Ersatzteile lassen sich einzeln bestellen. Traust Du Dir die Reparatur nicht zu, schickst Du Dein Handy einfach in die SHIFT-Werkstatt.
Die Materialien für die Smartphone-Herstellung bezieht SHIFT nach Möglichkeit aus fairer Produktion. Wie Fairphone lässt auch der hessische Konzern in China produzieren, allerdings in Familienbetrieben und unter fairen Bedingungen. Auch SHIFT arbeitet mit der NGO Taos zusammen.
Mehr über die nachhaltigen Smartphones von Fairphone und SHIFT erfährst Du in unserem Ratgeber.
Zu den Shift Smartphones
In der Mittelklasse und Einsteigerklasse findest Du leicht eine Alternative zu Huawei. Oberklasse-Geräte, die es mit dem Huawei P30 aufnehmen können, bieten europäische Unternehmen jedoch kaum. Am ehesten könnte noch das Nokia 9 PureView an die chinesische Konkurrenz herankommen. Es verwendet allerdings noch den Qualcomm Snapdragon 845 Chip aus dem Vorjahr.
Suchst Du nach einem Highend-Smartphone, bleiben bekannte Hersteller vom asiatischen Kontinent: Samsung und LG aus Süd-Korea, Sony aus Japan oder HTC aus Taiwan.
Willst Du wirklich sicher gehen, dass Dein Smartphone-Hersteller niemals seine Android-Lizenz verliert, kannst Du natürlich auch zum Google Phone greifen. Das Google Pixel 3 und das etwas günstigere Pixel 3a (XL) sind Alternativen zu den Top-Modellen von Huawei.