Abseits für Blackberry – warum der einstige Pionier nun fast aufgibt
Vor einige Zeit galt Blackberry als Vorreiter bei den Handys und durfte in der Tasche vielbeschäftigter Unternehmer nicht fehlen. Blackberrys avancierten zu regelrechten Lifestyle-Produkten. Dann wurde es still um die Geräte mit der ausziehbaren Tastatur, da andere Konkurrenten den Smartphone-Markt dominierten. Nun verabschiedet sich Blackberry endgültig von der Smartphone-Sparte und entwickelt zukünftig nur noch Software.
Mit Blackberry begann die Smartphone-Euphorie
Ein bisschen Geschichte: Blackberry in den 1990er Jahren
E-Mails unterwegs zu lesen ist heute selbstverständlich. Smartphones machen es möglich. Lange ist es nicht her, da dienten Mobiltelefone aber vorwiegend dem Telefonieren.
Hier brachte Blackberry eine Innovation hervor – ein praktisches Gerät, mit dem unterwegs Nachrichten geschrieben werden können. Damit dies leicht fällt, bot das damalige Must-have für Manager eine ausziehbare Mikrotastatur. Die damalige Innovation stammte aus Kanada. Blackberry hat die Arbeitswelt revolutioniert und es galt als schick, ein solches kleines Gerät zu besitzen.
Der Name Blackberry bedeutet wörtlich übersetzt übrigens „Brombeere“ und ein wenig wie diese Waldfrucht sahen die ersten Modelle des Herstellers tatsächlich aus. Das kanadische Unternehmen brachte 1999 das Blackberry 850 heraus, das auf dem Weg zur mobilen Onlinenutzung einen wichtigen Meilenstein setzte. Erstmals konnten Mails unterwegs abgerufen und bequem mit einer physikalischen Tastatur beantwortet werden. Als erstes richtiges Smartphone galt dann das Nachfolgemodell – das Blackberry 5810, welches nicht nur Organizer war, sondern Telefon und mobiles Onlinesein verband. Ausgestattet waren die Modelle mit dem hauseigenen Betriebssystem von Blackberry.
Viele Geschäftskunden fanden diese praktischen Helfer interessant und so wurden die Smartphones des Unternehmens zu einem Statussymbol wichtiger Unternehmer oder Führungskräfte. Blackberry wollte aber auch Privatkunden ansprechen und brachte ein neun Betriebssystem heraus, was etwa auf dem Blackberry Q10 zum Einsatz kam. Die kleinen Kraftpakete boten alles, was von einem Smartphone erwartet wird:
- mobil Mails lesen
- Adressbücher
- Kalender
- Messengerdienste
- Telefonie
- SMS
- und Web-Browsing.
So lange eine Datenverbindung bestand, aktualisierten sich die Daten auch von alleine, etwa wenn eine neue Mail im Postfach landete. Bei den neueren Modellen konnten auch alle Android-Apps installiert werden.
Vom Boom zum Abstieg – warum Blackberry das Rennen um den Markt verlor
Es fehlte aber die Möglichkeit, aufwändige Spiele auf den Blackberrys darzustellen. Das mag damit zusammenhängen, dass die ursprüngliche Zielgruppe – Manager – wichtigere Dinge zu tun haben mag, als virtuellen Monstern auf dem Firmen-Blackberry hinterherzujagen. Daran allein liegt es aber nicht, dass Blackberry nach einem regelrechten Boom zunehmend vom Markt verdrängt wurde. Die Smartphones der Konkurrenz erlebten einen Hype.
Das iPhone von Apple und die Modelle der Wettbewerber aus Fernost verdrängten Blackberry zunehmend. Mit einer Mischung aus Design und Funktionen, der integrierten Kamera und den moderneren Touchscreens überholte das iPhone die Geräte von Blackberry. Für andere Smartphones standen zudem mehr Zubehörartikel zur Verfügung – ganz im Trend der Individualisierung.
Die tollen Aufmachungen der Konkurrenten, die intuitive Bedienbarkeit und eine klare Gestaltung erfüllen die Wünsche der Kunden besser als das Blackberry.
Wer vorher ein Blackberry nutze, sah die Touchscreens der anderen Hersteller häufig als deutliche Verbesserung an. Die reduzierten Bedienelemente verwirren nicht so sehr wie die vielen Tasten des Blackberry.
Blackberry verschwand aus der Gewinnzone und es wurden Gerüchte laut, dass der Konzern an Microsoft oder Samsung verkauft werden sollte. Der Marktanteil von Blackberry sank zunehmend. Das ist eine von mehreren Erklärungen dafür, dass Apple und andere Konkurrenten das Blackberry überholt haben. Viele Führungskräfte und Manager – die klassische Zielgruppe von Blackberry – tendieren inzwischen ebenso zu modernen Smartphones. Der Konzern brachte zwar auch tastenlose Modelle heraus, aber diese kamen scheinbar zu spät und fanden weniger öffentliche Beachtung.
Wie geht es weiter mit Blackberry?
Blackberry hat erkannt, dass die Hardware-Sparte sich für den Konzern nicht mehr als lohnend erweist. Stattessen soll die Software-Kompetenz ausgebaut werden. Newcomer wie Huawei haben es vorgemacht – überzeugende Software kann alteingesessene Platzriesen verdrängen.
Blackberry hat folgerichtig entschieden, das Hardwaregeschäft aufzugeben. Es sollen keine neuen Smartphones entwickelt werden. Stattdessen sollen die Kompetenzen des Konzerns gebündelt und auf die Konzeption neuer Software gerichtet werden.
Das sind etwa Systeme, mit denen Datenbanken auf Smartphones übertragen werden können oder Hackerangriffe abgewehrt werden. Diese Software soll nicht nur für eigene Geräte nutzbar gemacht werden, sondern ist auch für Android-Telefone oder das iPhone. Die strategische Neuausrichtung auf Applikationen und Security bringt es mit sich, dass die komplette interne Hardwareentwicklung entweder ausgelagert oder eingestellt wird.
Wirst Du das Blackberry vermissen?
Ohne Blackberry gäbe es unsere modernen Smartphones vielleicht nicht in der Form, wie Du sie heute kennst. Aber die Entwicklungen haben auch gezeigt, dass ein ehemaliger Marktführer rasch überholt werden kann, wenn er die Zeichen der Zeit nicht schnell genug erkennt. Hattet Ihr ein Blackberry oder besitzt Ihr sogar noch eines? Was ist Eure Meinung zum Abgang des Konzerns vom Smartphone-Markt?