Vodafone testet Mobilübertragung unter der Erde – wenn der Gullydeckel mit Dir spricht
In so manch unterhaltsamen Filmen spielen Gullydeckel nicht nur im wörtlichen Sinne eine tragende Rolle. Sie geleiten die Protagonisten in mysteriöse Unterwelten, schlucken Auto- oder Haustürschlüssel sowie Eheringe durch ihre Rillen oder verbiegen hübschen Damen die Absätze der High Heels.
Demnächst könnten die Deckel in der Straße aber auch außerhalb der Filmwelt für Gesprächsstoff sorgen oder diesen zumindest übermitteln, denn der Mobilfunkanbieter Vodafone testet die Übertragung von Mobilfunksignalen via Gullydeckel. Dabei werden die Funkzellen nicht auf einem hohen Mast befestigt, wie es sonst aus dem Landschaftsbild bekannt ist, sondern gewissermaßen unter die Erde gebracht.
Erweiterungen des Funknetzes für Großveranstaltungen
Großveranstaltungen und besondere Events bringen den Besuchern schöne Erlebnisse und jede Menge Spaß. Sie bieten auch Gesprächsstoff. Wer etwa auf dem Oktoberfest war, möchte Bilder und Videos von dort posten oder Freunde und Familie an dem Abenteuer teilhaben lassen. Ähnlich ist es bei Festivals oder Konzerten.
Mit dem Smartphone sind andere irgendwie mit dabei, denn wer postet nicht gerne die ein oder andere Mitteilung direkt aus dem Geschehen heraus? Solche Events sind für die Mobilfunknetze aber eine große Belastung. Denn wenn sich mehrere Tausend oder gar Millionen Besucher tummeln und simsen, posten, mailen oder telefonieren, entsteht ein enormes Datenaufkommen für die Netzbetreiber. Genau das ist auch der Grund, warum zu Feiertagen wie Silvester, an denen alle Neujahrsgrüße verschicken, zwischendurch das Netz ausfällt.
Das Datenaufkommen wird jedes Jahr mehr. Dieses gestiegene Datenvolumen versuchen Mobilfunkbetreiber dadurch zu bewältigen, dass sie zusätzliche Funkmasten aufstellen. Diese erlauben es dann den zahlreichen Gästen, weiterhin Videos zu versenden und Bilder zu posten. Vodafone geht nun aber einen anderen Weg und lässt die Funkzellen unter die Erde wandern – unter die Gullydeckel.
Kleinnetze für besseren Empfang
Warum geht Vodafone unter die Erde? Grund dafür ist ein Platzproblem. Das Aufstellen zusätzlicher Mobilfunkmasten ist bei großen Festen oftmals nur schwer möglich, weil diese Platz wegnehmen. Dort, wo freier Raum Mangelware ist, nehmen die Masten dann zusätzliche Stellfläche weg. Daher geht Vodafone neue Wege und diese führen unter die Erde.
Erstmals hatte Vodafone in Stuttgart Kanaldeckel im Einsatz, die wie eine Antenne fungieren. Die Systemtechnik wird dabei unter dem Gullydeckel angebracht und kann dazu genutzt werden, Plätze mit einem hohen Aufkommen von Besuchern mit Mobilfunkempfang zu versorgen. Die Reichweite ist eher gering, für Feste allerdings ausreichend. Auch in der Schweiz war die neue Technik bereits im Einsatz. Hier war es der Betreiber Swisscom, der seine Technik testweise unter die Erde verlegte.
So funktioniert die Funkzelle im Gullideckel
Die Technik unter dem Gullydeckel – Systemtechnik und Antenne – wird wasserfest verpackt. So entsteht eine eigene kleine Mobilfunkstation, die in das Netz des Betreibers integriert wird. Das Netz der Zukunft soll so für immer bessere Datenübertragungen sorgen auch immer engmaschiger werden. Gewöhnliche Sendemasten werden dem nicht mehr gerecht.
Der Einsatz von Vodafone gilt als Test. Der Versuch auf der „Cannstatter Wasen“ – einem Volksfest in Stuttgart – soll zeigen, ob diese Technik auch zukünftig zum Einsatz kommen kann. Hier ist ein richtiges Kleinzellennetz entstanden, das 161 dieser unterirdischen Funkmasten vereint. Danach analysieren die Funktechniker Engpässe, Nutzungszahlen und Zeiten, zu denen das Kleinnetz besonders beansprucht wurde, um die Technik zu optimieren.
Die Funktechnik unter dem Gullydeckel zeigt auf, in welche Richtung der Mobilfunkmarkt in Zukunft gehen kann. Mobilfunkmasten werden sich zukünftig nicht mehr nur auf hohen Antennenaufbauten oder Hochhausdächern finden, sondern laut Vodafone auch an Laternen oder Bushaltestellen.
Was denkst Du über diese neuen technischen Möglichkeiten?
Neue Technik muss auch neue Wege beschreiten. Das zeigt das Experiment von Vodafone. Zukünftig soll es immer mehr solcher kleinen Funkanlagen geben, etwa bei Volksfesten oder Großveranstaltungen. Dort, wo Netze besonders beansprucht werden, könnten zukünftig nicht nur Gullydeckel, sondern auch Laternen oder andere Einrichtungen zum Funkmast werden.
Aber nicht alle sehen das positiv, denn so mancher ärgert sich darüber, wenn Funkmasten in der Nähe der eigenen Wohnung errichtet werden. Dass Funksysteme unter Gullydeckeln oder an Laternen weniger auffallen, mag ein Vorteil sein, kann aber auch neuen Ärger über den „versteckten Funkmast“ mit sich bringen. Gestiegene technische Anforderungen und Wünsche nach immer höheren Datenvolumen machen aber das Vorausgehen in neue Richtungen erforderlich.
Was denkst Du über die neuen Möglichkeiten, Mobilfunksender in die städtische Infrastruktur zu integrieren? Hinterlasse einen Kommentar und teile Deine Meinung mit uns!