LTE-Netzabdeckung: Deutschland liegt im weltweiten Vergleich nur auf Platz 70
Derzeit bestimmt der neue Mobilfunkstandard 5G die öffentliche Diskussion.
Doch wie gut ist es eigentlich um den Ausbau des 4G-Netzes in Deutschland bestellt? Der „Mobilfunk Report 2019“ von Etrality sieht Deutschland bei der LTE-Versorgung nur im hinteren Mittelfeld.
LTE für alle? Neue Studie zeigt: So weit ist Deutschland noch davon entfernt
Aktueller Jahresbericht der Bundesnetzagentur
Alles und jeder spricht gerade über 5G. Seitdem die Versteigerungen der 5G-Frequenzen im Juni 2019 endeten, kann auch in Deutschland endlich der Ausbau des neuen Mobilfunknetzes beginnen.
Die deutschen Mobilfunkbetreiber gaben vergleichsweise viel Geld für die 5G-fähigen Frequenzbereiche aus. Insgesamt boten sie rund 6,6 Milliarden Euro. In den USA kamen bislang nur Summen von rund 2,7 Milliarden zusammen, Frankreichs Mobilfunkprovider erhielten die Frequenzen sogar im Gegenzug für verbindliche Investitionsverpflichtungen.
Bis Du in Deutschland wirklich im 5G-Netz surfen kannst, wird es wohl noch bis 2022 dauern. Derweil steht das 4G LTE-Netz zum schnellen und mobilen Surfen zur Verfügung.
Die Netzbetreiber haben den LTE-Ausbau in den vergangenen Jahren stetig vorangetrieben. Laut Daten der Bundesnetzagentur erreicht
- die Telekom mittlerweile eine LTE-Netzabdeckung von 98 Prozent,
- Vodafone liegt bei 93 Prozent,
- die Telefónica bei 88 Prozent.
Die tatsächliche Flächenabdeckung spiegelt sich in diesen Daten jedoch nicht wieder.
Wie steht die 4G-Abdeckung in Deutschland im internationalen Vergleich da? Genau dieser Frage geht der Mobilfunk Report 2019 des App-Anbieters Etrality nach (hier als PDF zum Download: https://www.speedcheck.org/de/reports/mobilfunk-report-2019.pdf).
Etrality gibt die App Speedcheck heraus, mit der Du die Internetgeschwindigkeit messen kannst. Die Studie basiert im Wesentlichen auf mit der App erhobenen Daten, Grundlage bilden Messungen aus insgesamt 7.383.868 Haushalten.
Speedcheck-Studie: LTE-Abdeckung in Deutschland erreicht nicht einmal Mittelmaß
Für die Gegenüberstellung der LTE-Netzabdeckung in den verschiedenen Ländern nutzt Etrality Daten des LTE-Reports von Open Signal.
Demnach erreicht Deutschland in der Fläche eine LTE-Abdeckung von 65,5 Prozent. Im internationalen Vergleich reicht das nur für einen Platz im hinteren Mittelfeld, Deutschland landet auf Rang 70.
In Europa liegen nur noch Irland und Weißrussland hinter Deutschland zurück.
Japan und Südkorea an der Spitze
Über die beste LTE-Abdeckung können sich Nutzer in Südkorea (97,49 Prozent) und Japan (94,70 Prozent) freuen. Die USA erreichen eine Flächenabdeckung von immerhin knapp über 90 Prozent.
In Europa haben die folgenden Länder die Nase vorn:
- Norwegen (92,16 Prozent)
- Niederlande (89,64 Prozent)
- Ungarn (89,26 Prozent)
- Litauen (88,40 Prozent)
- Tschechien (87,37 Prozent)
Die großen Industrienationen Frankreich und Italien erreichen dagegen wie Deutschland nicht die 70-Prozent-Marke.
Entwicklung der Downloadgeschwindigkeit
Die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit lag in den deutschen Mobilfunknetzen im Jahr 2019 bei 14,0 Mbit/s, deutlich unter dem Durchschnitt der EU 20-Länder (19,7 Mbit/s).
In der EU weisen die Benelux-Länder mit 30,3 Mbit/s die höchste durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit auf, gefolgt von den skandinavischen Ländern mit 24,65 Mbit/s. In der USA liegt der Durchschnitt bei 11,47 Mbit/s.
Der Mobilfunk Report 2019 wirft auch einen Blick auf die Entwicklung der Downloadgeschwindigkeit von 2013 bis heute.
Wenig überraschend lässt es sich in allen Ländern heute schneller surfen als noch vor sechs Jahren. Länder wie Deutschland, Luxemburg oder Ungarn zeigen jedoch auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkende Schwankungen. In Deutschland geht die Internetgeschwindigkeit in den Jahren 2016 und 2017 zum Beispiel plötzlich zurück.
Die Studie erklärt diese Schwankungen mit der wachsenden Beliebtheit und damit stärkeren Verbreitung von Smartphones. In den Jahren 2015 bis 2017 hinkte der Ausbau der Mobilfunknetze vermutlich den steigenden Nutzerzahlen hinterher.
Nach der Sättigung des Smartphone-Markts und verstärkten Investitionen in die Infrastruktur stieg die Internetgeschwindigkeit in Deutschland 2018 wieder an.
Welche Faktoren beeinflussen die Entwicklung des mobilen Internets?
Etrality wollte auch herausfinden, welche Faktoren eigentlich die Entwicklung des LTE-Netzes beeinflussen. Der Mobilfunk Report 2019 betrachtet sowohl ökonomische als auch geografische Faktoren und die Bevölkerungsdichte.
Ökonomische Faktoren haben der Studie zufolge einen überraschend geringen Einfluss auf die Entwicklung des mobilen Internets. Entscheidender seien geografische und demografische Unterschiede.
Die Downloadgeschwindigkeit weist zum Beispiel den höchsten Korrelationswert mit der Bevölkerungsdichte auf. Je höher also die Bevölkerungsdichte, umso höher fällt in der Regel auch die im Land vorhandene Internetgeschwindigkeit aus. Bei wachsender Staatsfläche und Gesamtbevölkerung dagegen sinkt die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit.
Was macht die Bevölkerungsdichte zum wichtigen Einflussfaktor?
Eine mögliche Erklärung für dieses Ergebnis: In Ländern mit hoher Bevölkerungsdichte lohnen sich Investitionen in den Netzausbau eher als in Ländern mit eher dünner Besiedelung. Dicht besiedelte und flächenmäßig kleine Länder wie die Niederlande oder Belgien sind zudem geografisch homogener. Die Distanzen sind geringer, so lässt sich das Land leichter mit Funkmasten versorgen.
In den skandinavischen Ländern mit vergleichsweise geringerer Bevölkerungsdichte konzentriert sich die Einwohnerzahl auf bestimmte Regionen, in Schweden zum Beispiel auf die Küstenlinie. Auch das vereinfacht es, den Großteil der Bevölkerung ans schnelle mobile Internet anzubinden.
In Deutschland verteilt sich die Bevölkerung dagegen gleichmäßiger auf das gesamte Land. Für den Netzausbau müssen die Provider daher wesentlich mehr Sendemasten aufstellen und Glasfaserkabel verlegen. Für die Netzbetreiber ist es dabei rentabler, den Ausbau auf die Ballungszentren zu konzentrieren, was zu weißen Flecken in den ländlichen Gebieten führt.
Quellen: