5G Mobilfunk: Der LTE-Nachfolger mit bis zu 10 GB/s im Check
5G ist die neueste Innovation im Mobilfunk. Erst im Jahr 2010 ging das LTE-Netz (4G) in Deutschland an den Start. Seitdem kannst Du über Dein Smartphone theoretisch mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s im Internet surfen – abhängig vom mobilen Gerät und Standort. Eine flächendeckende Abdeckung mit 4G ist nämlich bis heute nicht gegeben.
Dennoch arbeitet die Industrie schon am LTE-Nachfolger, dem 5G-Netz. Erste Tests sind bereits in Planung. So soll Berlin ein 5G-Testnetz rund um den Ernst-Reuter-Platz bekommen. Und auch Hannover meldet Interesse an, zur 5G-Teststadt zu werden. Welche Vorteile bietet das 5G-Netz und was können Privatverbraucher erwarten?
Schneller, höher, weiter: 5G – was der neue Mobilfunkstandard leisten soll
Was ist 5G überhaupt und was soll das 5G-Netz leisten?
5G – das ist Mobilfunktechnik der 5. Generation. Nach GSM/GPRS, EDGE, UMTS und LTE soll ab 2018 ein noch leistungsstärkeres Mobilfunknetz eingeführt werden und bis 2020 Marktreife erlangen. Datenübertragungsraten von bis zu 10.000 Megabyte in der Sekunde (fast 10 GB) sollen damit möglich sein – das Hundertfache von dem, was heutige LTE-Netze leisten können. Vodafone plant bis 2030 sogar Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 15 GBit/s Darüber hinaus sollen sich auch mehr Mobilfunkgeräte über eine Zelle ansprechen lassen.
Laut Entwicklern ist 5G dabei mehr als nur Mobilfunk: Daneben sollen feste Zugangsnetze in einer softwarebasierten, virtualisierten Welt entstehen. Das Netz soll sich dynamisch an verschiedene Anforderungen und unterschiedliche Anwendungen anpassen. Neben dem offen zugänglichen Internet soll 5G so auch Zugang zu Spezialnetzen mit besonders hoher Datensicherheit und Dienstqualität bieten, zum Beispiel für E-Health-Anwendungen.
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Entwickler präsentieren erste Testergebnisse
Bis jetzt ist vieles davon noch Zukunftsmusik. Was 5G in der Praxis leisten kann, haben Entwickler aber schon im Februar 2016 auf dem Mobile World Congress in Barcelona präsentiert. Telekom und Huawei erreichten in einem Übertragungstest zum Beispiel eine Geschwindigkeit von bis zu 70 Gigabyte in der Sekunde – bisheriger Rekord. Nokia betrieb in einer Testumgebung unter anderem selbständig fahrende Fahrzeuge, Industrieroboter und Telepräsenz-Anwendungen über 5G.
Die europäische Kommission unterstützt die Entwicklung des 5G-Standards mit der Gruppe 5G-PPP, an der sich Unternehmen wie die Telekom, Huawei, Alcatel-Lucent und Ericsson beteiligen. In 19 Forschungsprojekten arbeiten Unternehmen mit Hochschulen und Netzbetreibern zusammen an der Entwicklung von Netzarchitektur, Standardisierungen und Tests.
Hauptstadt Berlin wird zur 5G-Teststadt
International arbeiten Konzerne und Mobilfunkanbieter an der 5G-Infrastruktur. Korea plant die Einführung von 5G für 2018 zu den Olympischen Winterspielen. Japan will das 5G bis zu den Sommerspielen 2020 zur Marktreife bringen. Auch die USA arbeiten massiv am Aufbau der 5G-Technologie. Der 5G-Action-Plan der EU sieht vor, 2017 erste Vorversuche mit 5G durchzuführen. Erste Pilotnetze sollen bis Ende 2018 entstehen, kommerzielle 5G-Dienste dann bis 2020 verfügbar sein. Bis 2015 sollen alle maßgeblichen Transportwege mit dem 5G-Netz abgedeckt sein.
Im internationalen Vergleich steht Deutschland bei der Entwicklung der 5G-Infrastruktur gut da. Auf der Berlin5GWeek Ende Oktober bis Anfang November 2016 stellte Berlin sich als Teststadt für das 5G-Netz vor. Berlin will digitale Metropole werden – und darum auch als eine der ersten Städte das Netz für das superschnelle mobile Internet testen. Die Sendeanlagen der neuen Generation entstehen am Ernst-Reuter-Platz, auf dem früheren Telefunken-Hochhaus. Hier sollen 5G-Anwendungen in Echtzeit getestet werden. Berlin will damit zum Referenzstandort für die 5G-Mobilfunktechnik werden.
Im Rahmen des 5G-Action-Plans sieht Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CDU) außerdem vor, 5G bis 2025 im Pilotbetrieb entlang der Autobahnen und in den 20 größten deutschen Städten umzusetzen. SDP, Grüne und FDP aus Hannover haben schon angekündigt, dass es in der niedersächsischen Hauptstadt noch schneller gehen soll. Auch in Hannover könnten also bald erste 5G-Tests starten.
Was bedeutet das schnelle 5G-Netz für Endverbraucher?
Was bringt das 5G-Netz für Dich als Endverbraucher? Mit den theoretisch möglichen Übertragungsraten von 10 GBit/S liegt 5G über dem Tempo von heutigen schnellen Kabelanschlüssen. Diese schaffen zwischen 200 und 400 MBit/s.
Durch die gesteigerten Übertragungsraten kannst Du schneller Videos und Musik herunterladen. Streamingdienste arbeiten noch problemloser und ohne Unterbrechungen. Mit 5G kannst Du auch Datenpakete im Terrabyte-Bereich herunterladen und zum Beispiel 4k- oder sogar 8k-Filme streamen.
Forscher vom Frauenhofer Institut für offene Kommunikationssysteme (FOKUS) gehen außerdem davon aus, dass 5G einen Anschub für Augmented Reality-Anwendungen bieten wird. Über das schnelle mobile Internet gelingt auch der Einstieg in virtuelle Welten.
5G für kommerzielle Anwendungen
Das wirkliche Potenzial für 5G-Anwendungen sehen Forscher aber weniger beim Privatverbraucher als vielmehr im kommerziellen Bereich. Der LTE-Nachfolger 5G soll so zum Beispiel für die Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation eingesetzt werden und Geräte miteinander vernetzen – allgemein also das sogenannte Internet der Dinge voranbringen. 5G bietet den Entwicklern zufolge die Voraussetzungen dafür, sehr vielen Endgeräten gleichzeitig Zugang zum Netz zu gewähren, ohne dass es zu Verbindungsausfällen kommt.
Chancen bietet 5G auch für den Aufbau sogenannter Mission Critical und Ultra Reliable Networks. Solche Netzwerke für Katastrophenfälle oder Gesundheitsschutz müssen besonders stabil und ohne Ausfälle laufen und zudem hohe Datensicherheit gewährleisten.
Welche Voraussetzungen müssen für das neue 5G-Netz erfüllt sein?
Der neue Mobilfunkstandard braucht auch eine neue Infrastruktur, die bestehende Infrastrukturen integriert. Mobilfunkanbieter müssen zudem ein viel größeres Frequenzsspektrum nutzen, als dies bei 4G der Fall ist. Heutige Mobilfunktechnologien nutzen Bänder bis zu einem unteren Frequenzbereich von 3,5 GHz. Für 5G muss dieser Frequenzbereich nach unten erweitert werden.
Willst Du 5G nutzen, benötigst Du Smartphones und Tablets, die für den Mobilfunkstandard ausgelegt sind. Genau wie bei der Einführung von LTE bleiben die Vorläufertechnologien aber verfügbar. Das heißt, Du musst nicht unbedingt ein neues Smartphone kaufen, wenn das 5G-Netz freigeschaltet wird – brauchst aber eines, wenn Du das superschnelle mobile Internet nutzen willst. Den Fraunhofer-Forschern zufolge wird der neue Mobilfunkstandard aber ohnehin in kleinen Etappen stattfinden. Als Privatnutzer wirst Du eine kontinuierliche gesteigerte Leistung feststellen – über Jahre hinweg.