Handyspiele – ist Mobile Gaming besser als sein Ruf?

Handyspiele: Ist Mobile Gaming besser als sein Ruf?
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Am Telefon zu spielen wird schnell als dümmlich abgetan. Das kann man allerdings differenzierter sehen. In diesem Artikel erfährst Du, dass es durchaus gute Gründe für Mobile Gaming gibt. Quasi eine Ode an die Handyspiele!

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Was sind Mobile Games?

Unter Mobile Games versteht man Videospiele, die auf einem Handy, Smartphone, Tablet, PDA, einer Smartwatch, einem tragbaren Mediaplayer oder einem graphischen Taschenrechner laufen.

Als erstes Mobile Game gilt das Tetris, das 1994 auf dem Handy Hagenuk MT-2000 vorinstalliert war.Bekannter ist allerdings das Spiel Snake, welches Nokia seit 1997 auf seinen Handys anbot. Der Ruf, dass es sich bei mobilen Games um simple und irgendwie zeitverschwenderische Spiele handelt, mag aus dieser Zeit stammen.

Damals lud man sich Spiele über den PC von der Website des Handyherstellers runter. Ein eher umständlicher Vorgang, auf den nicht jeder Handybesitzer Lust hatte.

Snake - eins der ersten Handyspiele

Heute kommt man direkt mit dem Telefon in App-Stores und findet dort eine Vielfalt von Handyspielen. Darunter fallen sowohl kostenpflichtige Spiele-Apps als auch kostenlose Spiele-Apps, die Werbung einblenden und/oder In-App-Käufe anbieten.

Mit der Zahl der Spiele-Apps wuchsen auch der Umsatz, den sie erzeugten, und die Zahl der Deutschen, die überhaupt Videospiele spielen. Dies zeigte schon 2014 eine Studie im Auftrag von Bitkom.

Bereits 2016 gaben 67% der Befragten einer Umfrage an, auf einem Smartphone zu spielen. Das ist ein Wert, den Handhelds (mobile Spielkonsolen) nie erreicht haben.

Der schlechte Ruf von Mobile Games

Traditionell nehmen Gamer Mobile Games nicht so richtig ernst, sie gelten vielen als „unkomplizierte Handyspielchen„, denen es an intellektuellem Anspruch oder zeitgemäßer Grafik fehlt. Smartphone-Spielen eilt der Ruf voraus, im Wesentlichen Puzzle- bzw. Match-3-Games und Kartenspiele wie auf Win 3.1 zu sein.

Wer eine herausragende Story möchte oder Wert auf schnelle Immersion (was heißt das eigentlich?!) legt, sucht noch immer meist dort, wo große Bildschirme nötig sind.

Telefone und Tablets stehen dagegen für kleinere Ablenkungsspiele, bei denen man bunte Kugeln herumschiebt oder grafisch simple Rätsel löst. Mobile Games, so heißt es oft, seien nur etwas für Noobs und Kinder.

Smartphone Game

Während die allgemeine Kritik oft darauf abzielt, dass viele Mobile Games generisch und wenig innovativ sind (und somit nach lieblosem Geldeintreiben aussehen), kommen hinsichtlich der Nutzung durch Kinder einige Argumente hinzu, die Du sicher von der generellen Debatte um Videospiele kennst.

Neue Medien – so mutmaßen vor allem ältere Menschen – helfen dabei, wichtigen, aber unbeliebten Tätigkeiten aus dem Weg zu gehen.

Menschen, die selbst nicht spielen, werfen Videogames vor, den Nachwuchs zu verdummen und vom Lernen oder Draußenspielen abzuhalten. Und nicht zuletzt steht der Vorwurf im Raum, dass Mobile Games Unbedarften das Geld aus der Tasche zögen. Über Abos und In-App-Käufe, so befürchtet man, verschulden sich unvorsichtige und begeisterungsfähige Personen schnell.

Was spricht für mobile Gaming?

1. Viele Mobile Games sind schön und komplex

Mittlerweile kommen die Spielmechanik und Grafikleistung vieler Handygames an jene von SNES oder Sega Megadrive ran. Und die gelten heute als coole Nerdgeräte.

Tipps zu guten Spielen gibt es etwa bei den Digitalausgaben der Gamingzeitschriften oder auf IT-Portalen wie golem. Im Übrigen musst Du Dich dank Mobile-Browsern mit Flashunterstützung (und perspektivisch HTML5) nicht auf die Inhalte der App-Versionen der Spiele beschränken, sondern kannst bei Bedarf die PC-Version eines Browserspiels nutzen. Dies ist allerdings eher für Tablets sinnvoll, da die Darstellungen sonst oft zu klein sind.

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Brauchte es früher einen PC mit guter Grafikkarte, um das Gemeinschaftsgefühl beliebter MMOGs zu genießen, ist heute ein Mittelklasse-Smartphone ausreichend – zu gering sollte der Arbeitsspeicher für Echtzeitkämpfe allerdings nicht sein.

2. Handyspiele erweitern die Anzahl der Gamer

Mobile Spielkonsolen haben sich bisher nicht durchgesetzt bzw. in großer Zahl verkauft. Nach dem Gameboy kam wenig Massentaugliches und im größeren Sinne Erfolgreiches. Bei den Smartphones ist das anders, weil

  • man es eh dabei hat, um auf die Uhr zu sehen, Messages zu verschicken etc.,
  • mobile Gamer längst eine dritte Sparte neben Konsolengamern und PC-Spielern, die sich früher in Magazinen und Netzforen darüber stritten, wer die „wahren Spieler“ seien, sind,
  • gerade das Freetoplay-Konzept Jugendliche und Geringverdiener weltweit überhaupt erst in den Genuss teils auch hochwertiger und langfristig angelegter Spiele bringt (dasselbe gilt für rein werbebasierte Apps),
  • Menschen damit auch ohne viel Taschengeld (oder einen Freund, der Disketten und Kopierschutzumgehungsmaßnahmen kopiert) in fantastische Welten eintauchen oder an virtuellen Wettbewerben teilnehmen können und
  • Handyspiele auch solchen Personen, die sich keinen großen PC leisten können oder wollen, Spielerlebnisse mit toller Grafik (wie etwas Action-RPGs) ermöglichen.

3. Smartphone-Games schaffen Interesse und Verständnis

Die leichte Zugänglichkeit macht mehr Menschen jeden Alters für IT und Gaming interessiert.

Mobile Gaming ist generationsübergeifend

Wenn Oma selbst Candy Crush oder eine fesselnde Visual Novel spielt, versteht sie, warum der Enkel nicht so einfach mit dem Daddeln aufhören möchte.

Gerade kostenfreie Einsteigerspiele schaffen ein Kommunikationsthema zwischen verschiedenen Generationen. Wenn beispielsweise meine älteste Tochter mich nach Tipps für Township fragt, ist das ein gutes Gefühl und die Erklärung, dass sich das Telefon die Spiele nicht selbst ausdenkt, sondern Menschen Programme schreiben, ist nicht mehr weit:

  • Saßen früher nur wenige Jugendliche drinnen am PC, hat heute so gut wie jeder ein Smartphone, daher werden Informatikinteressierte nicht mehr ausgeschlossen, sondern sind die Nerds, die man fragt, wenn es Software- oder Hardwareprobleme gibt.
  • Das Interesse für MINT-Studiengänge bzw. Informatik-Ausbildungen ist leichter zu wecken, das ist gut für die Wirtschaft und letztendlich für uns alle.
  • Dieses gestiegene Software- und Technik-Interesse bei jungen Menschen liegt neben dem Messaging und Videoplattformen an den einfach zu verstehenden Spielen, die für Viele anziehender sind als etwa die PC-Spiele der 1990er mit ihrer oft steilen Lernkurve.

4. Sparen mit mobilen Games

Das Spielen auf Smartphones oder Tablets spart zum einen Platz in der Tasche für die Reise oder den Arbeitsweg, weil man nicht mehr Buch, klappbares Brettspiel oder Tageszeitung einpacken muss. Zum anderen kann es Platzspareffekte in der Wohnung erzielen; das ist vor allem bei mehreren Kindern und teuren Stadtmieten relevant.

Seit sich Handyspiele durchgesetzt haben, fällt den Kindern der Abschied von selten genutzten Spielzeugen leichter. Auch in Sachen Umwelt können Smartphone-Games punkten. Am ressourcenschonendsten wäre zwar, gar keine elektronischen Geräte zu verwenden, aber wenn schon dann

  • kannst Du Verpackungen und Speichermedien durch den Download aus dem App-Store sparen,
  • weniger Elektrogeräte besitzen (und zum Beispiel die Frage nach dem eigenen TV mit „Du hast doch das Smartphone.“ beantworten) und
  • den Strom sparen, den der große PC plus Bildschirm benötigt hätte (weil Du nicht mehr für jede Mail und jedes kurze Spiel alles hochfahren musst).

Darüber hinaus ersparst Du Dir einiges an Aufräumen und Stolperfallen, wenn Du Dein fantasiebegabtes Kind für digitale Aufbauspiele begeisterst. Diese, wie auch Fantasy-RPGs, ermöglichen in größerem Maße, was manche Kinder früher auf Papier oder im Kopf machten: sich Tierparks, Städte oder Elfenbiografien ausdenken.

Man könnte einwenden, dass da die Kreativität beschnitten würde. Aber wenn ich meiner Tochter beim Umgestalten ihrer virtuellen Stadt zusehe, ist das nichts anderes als mein Papierzoo früher – Nur dass keine Blätter im Flur herumliegen, über die alle anderen steigen müssen, weil der 5-qm-Zoo partout nicht abgebaut werden darf.

5. Frieden schaffen mit höchstens virtuellen Waffen

Smartphone-Games können gut für das Familienklima sein, wenn bis dahin oft Streit um den Fernseher oder Desktop-Rechner war. Gerade, wenn mehrere Kinder verschiedenen Alters im Haushalt sind und entweder die Finanzen oder der Wohnraum knapp sind, kann es schwierig werden, für alle genau passendes Spielzeug vorzuhalten.

Dann ist es doch besser, die 10-jährige spielt mal auf dem Handy (oder guckt sich ein Lifehack-Video an) als dass sie den Chemiebaukasten aufbaut, in den der 2-jährige Bruder keinesfalls greifen darf. Den Experimentierkasten kann man dann in den Ferien herausholen, wenn das Kleinkind in der Kita oder im Bett ist.

Wichtig ist, die Balance bei all den heutigen Möglichkeiten für Kinder zu halten. Schließlich ist mit den Geschwistern zu spielen zwar gut, aber bei großem Altersunterschied auf Dauer uninteressant.

Auch unterwegs kann ein Smartphone mit einem guten Spiel für mehr Ruhe und Frieden sorgen. So werden etwa Zugfahrten für den Rest des Abteils leiser, weil immer mehr Kinder und Jugendliche mit Kopfhörern spielen statt laut vorgelesen zu bekommen, über analoge Kartenspiele zu diskutieren oder herunterfallendes Spielzeug zu suchen. Auch Stifte, die im Abteil auf den Schoß der Mitreisenden fliegen oder Kinderbeine, die aus Langeweile rhythmisch gegen Stuhllehnen treten, sind heute weniger zu beobachten als vor einigen Jahren.

Eltern sollten natürlich am Zielort bzw. zu Hause einen Ausgleich schaffen und dann vorlesen, mit etwas Echtem in der Hand spielen lassen und zu Rennen und Klettern animieren.

6. Mobile Games erleichtern so manche Situation

Die meisten Menschen brauchen von Zeit zu Zeit ein wenig Ablenkung vom Alltag.

Smartphone Game als Ablenkung

Wer Gaming als Hobby hat, hatte bisher oft Probleme während der Kleinkindphase oder auf Reisen.

Nunmehr kannst Du auch dann ein wenig spielen, wenn ein neugieriges Kind im Raum ist – das Smartphone lässt sich bei Bedarf ganz schnell aus der Hand legen, ebenso so schnell ist das Spiel wieder geladen, wenn das Kind in seine Legowelt oder das Puppenpicknick vertieft ist. Im Hotel kannst Du nun zocken, ohne ein Gaming-Notebook mitzuschleppen.

Nicht zuletzt sind Handyspiele auch für Erwachsene ideal, um Bahnfahrten oder Wartezeiten in der Arztpraxis zu füllen. Vor allem introvertierte Menschen können sich somit ablenken und entspannen, auch wenn sie von vielen Menschen umgeben sind. Und die Mitmenschen werden durch Games ohne Ton weniger gestört als durch Zeitungsrascheln oder Telefoniererei.

7. Medienkonsum: Es kommt auf Menge und konkrete Inhalte an

Bildschirmmedien gehören nun einmal zum heutigen Leben, wenn man nicht gerade in einem Haushalt voller Bildschirmverweigerer lebt (und wenn Du das tätest, würdest Du wohl nicht hier lesen). Vor diesem Hintergrund ist es erfreulich, dass sich im App-Store oft bessere Inhalte als im linearen Fernsehen finden.

  • Bei Spielen überlegt das Kind selbst (je nach Spielart mehr oder weniger), beim TV bleibt es dagegen völlig passiv.
  • Smartphones haben quasi eine implementierte Spielzeitbegrenzung: Der Akku läuft bei Spielen, bei denen der Prozessor viel arbeiten muss, rasch heiß bzw. wird schnell leer. Oftmals nach den 40 Minuten, nach denen auch der Mensch mal aufstehen sollte. (https://praxistipps.chip.de/akku-wird-heiss-daran-kanns-liegen_45967)
  • Eine weitere Sperre für zu viel zockende Kinder und Erwachsene tritt gerade bei MMOGs ein: Die Datenflatrate kann rasch verbraucht sein, vor allem bei älteren Handyverträgen, die etwa nur 1 oder 2 GB pro Monat bieten.

Unbestreitbar können Smartphonegames Zeitfresser sein, besonders wenn man für an sich kostenlose Spiele kein echtes Geld ausgeben möchte und Aufgaben wie „Erzeuge 51 Stück Holz“ wählt. Jedoch hat man nun überhaupt die Wahl, entweder zu zahlen oder zu warten. Früher hatte man entweder das Geld für das Spiel oder konnte es halt nicht spielen – es sei denn, man hatte Kontakte zu Raubkopierern oder Freunde, die einen mitspielen lassen. Zeitmanagement bzw. Prioritäten setzen muss jeder Mensch sowieso fürs Leben lernen, das ist nichts Gamingspezifisches.

Tatsächlich zwingen einen kostenlose Spiele oftmals dazu, erst einmal etwas anderes zu machen. Oft gibt es das nächste Kapitel erst in 3 Stunden kostenlos oder der nächste Gildenkrieg ist erst in 12 Stunden möglich. Moderne Handyspiele bieten teilweise einen geringeren Suchtfaktor als jene Games, die man auch im E-Sportbereich findet, oder spannende Literatur in Form von dicken Büchern.

Kritisch zu sehen sind häufige und hohe In-App-Käufe. Hierfür sollte es meines Erachtens mehr Begrenzungen seitens der Entwickler geben.

Beträge von über 50 EUR sollten nicht auf einmal möglich sein, um Geldverschwendung in Momenten des Kontrollverlustes zu vermeiden – ähnlich dem Tageslimit am Geldautomaten. Fehlerhaft bzw. durch Kinder unbeabsichtigt getätigte Käufe können unter Umständen erstattet werden . Hilfreich kann auch sein, In-App-Käufe zu sperren bzw. dafür ein Passwort zu verlangen.

Fazit – das richtige Maß entscheidet auch bei Handyspielen

Es kommt wie so oft im Leben auf das richtige Maß an. Was man an Handyspielen mehr spielt, sollte man an PC oder Konsole weniger spielen, damit noch Zeit für Bücher, entspannte Gespräche, Spaziergänge, produktive Arbeit usw. bleibt.

Mobile Gaming hat die Zahl der Spieler und Spielerinnen vergrößert. Die allgemeine Akzeptanz für das Medium Computerspiel dürfte damit gestiegen sein. Dies ist ein Phänomen der letzten circa fünf Jahre, das noch länger anhalten wird. Smartphone-Games sind zwar keine komplette Alternative zur Konsole oder zum Gamer-PC, wohl aber eine gelungene Ergänzung für bestimmte Lebenssituationen.

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Annegret Pannier

Hallo, ich bin Annegret und freie Texterin. Hier bei den smartphonepiloten schreibe ich News und andere Artikel über Hardware, Juristisches, Anwendungen für mobile Geräte und weitere interessante Themen.

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