Reparieren statt Wegwerfen: EU-Parlament fordert Recht auf Reparatur von Smartphone und Elektrogeräten

Ist Dein Smartphone kaputtgegangen? Je nachdem, welches Teil den Geist aufgegeben hat, ist eine Reparatur oft teuer, manchmal sogar gar nicht möglich. Viele Verbraucher kaufen daher lieber gleich ein neues Handy. Das könnte sich aber vielleicht bald schon ändern. Ende November 2020 hat das EU-Parlament nämlich für ein „Recht auf Reparatur“ ausgesprochen.
Für einfache und günstige Reparaturen: EU-Parlament will Nachhaltigkeit fördern
Europaweites „Recht auf Reparatur“ auf den Weg gebracht
Funktioniert das Handy irgendwann nicht mehr, ist das ärgerlich. Eine Reparatur lohnt sich oft nicht. Ersatzteile sind zu teuer, in einigen Fällen stehen sie den Werkstätten sogar gar nicht zur Verfügung. Viele Verbraucher entscheiden sich lieber gleich für ein neues, technisch besseres Modell.
Das ist nicht nur bei Smartphones der Fall. Auch viele andere Elektrogeräte wie etwa ein Kaffeevollautomat lassen sich nicht mehr ohne Weiteres reparieren. Sind sie defekt, landen sie daher häufig auf der Mülldeponie. Das ist natürlich alles andere als nachhaltig.
Das EU-Parlament möchte sich gegen diese „Wegwerfmentalität“ einsetzen und hat im November dem Entwurf einer Entschließung für einen „nachhaltigen Binnenmarkt“ zugestimmt. Der beinhaltet unter anderem ein europaweit geltendes Recht auf Reparierbarkeit von Smartphones und Elektrogeräten.
Neue Regel entspricht Kundenwünschen
Reparieren statt Wegwerfen: Das wäre nicht nur nachhaltiger, sondern entspricht auch den Wünschen vieler Kunden. Einer Studie der EU-Kommission zufolge würden 70 Prozent der befragten Verbraucher ihr defektes Produkt nämlich lieber reparieren lassen, statt es wegzuwerfen.
Bei diesen Angaben spielt sicherlich auch die soziale Erwünschtheit der Antworten eine Rolle. Wer gibt schon gern zu, dass er Produkte lieber wegwirft, statt sich für den Umweltschutz einzusetzen? Dennoch kommen einfacher verfügbare und günstigere Reparaturen auch den Kunden zugute.
Was soll das „Recht auf Reparatur“ ändern?
Das „Recht auf Reparatur„, das die EU-Abgeordneten in ihrer Entschließung fordern, soll Reparaturen kostengünstiger und attraktiver machen. Die Forderungen umfassen unter anderem die folgenden Punkte:
- Verbraucher sollen schon beim Kauf von Produkten kostenlos Informationen darüber erhalten, wo sie Ersatzteile und Software-Updates bekommen
- Ebenso sollen sie erfahren, wie und wo sie ihr Produkt reparieren lassen können
- Auch Reparaturkosten und -zeiten sollen für Verbraucher transparenter werden
- Eine Produktdokumentation soll über die am häufigsten auftretenden Mängel informieren und Angaben machen, wie sich diese Mängel beheben lassen
- Der Preis von Ersatzteilen soll im Verhältnis zum Neupreis des Produktes stehen.
- Hersteller sollen Ersatzteile für einen verbindlichen Mindestzeitraum bereitstellen. Dieser Zeitraum soll der geschätzten Lebensdauer des jeweiligen Produkts entsprechen.
Gegen den absichtlich herbeigeführten Verschleiß
Das EU-Parlament möchte darüber hinaus gegen die sogenannte „geplante Obsoleszenz“ vorgehen. Das ist der absichtlich herbeigeführte Verschleiß, der dazu führt, dass viele Elektrogeräte heute bereits nach wenigen Jahren in Gebrauch kaputtgehen.
Hersteller, die absichtlich eine Obsoleszenz einbauen, will das EU-Parlament wegen unlauterem Wettbewerb belangen. Die Angabe von Reparaturkennzahlen soll der Obsoleszenz ebenfalls entgegenwirken, ist für die Hersteller aber freiwillig.
Auswirkungen auf Smartphone-Updates
Tritt die Entschließung wie geplant in Kraft, wirkt sich das auch auf Software-Updates für Smartphones und Tablets aus. Der Entwurf sieht nämlich vor, dass Hersteller neben Ersatzteilen auch sogenannte „Aktualisierungen aus Sicherheits- und Konformitätsgründen“ über die gesamte Lebensdauer des Produkts anbieten. Dem Entwurf zufolge dürfen Updates zudem die Leistung und Reaktionsfähigkeit der Geräte nicht beeinträchtigen.
Aus der Wirtschaft kommt Kritik
Die Entschließung soll den Geldbeutel der Verbraucher ebenso schonen wie die Umwelt. Wirtschaftsvertreter sehen die Pläne der EU-Abgeordneten jedoch kritisch.
Dem Telekommunikationsverband Bitkom zufolge führe die Umsetzung der Regelungen dazu, dass Hersteller mehr Ersatzteile produzieren, verschiffen und lagern müssten. Das würde keinen Müll vermeiden, sondern noch mehr Abfall produzieren. Zudem würden die Produkte selbst teurer werden, was nicht im Sinne der Verbraucher sei.
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Umsetzung der neuen Regeln zur Reparatur könne dazu führen, dass Verbraucher länger an älteren, klimaschädlichen Geräten festhalten statt diese durch neue, energieeffiziente Geräte zu ersetzen.
Einfach zu reparieren: Nachhaltige Smartphones mit modularem Aufbau
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Sowohl Fairphone als auch Shiftphone setzen auf einen modularen Aufbau. Bei einem Mangel oder Defekt kannst Du also einfach einen Ersatz für das betroffene Modul bestellen und es mit wenig Aufwand selbst austauschen.
Hier stellen wir Dir die beiden Unternehmen genauer vor.
Falls Dein aktuelles Smartphone mal kaputtgeht und Du um eine Reparatur nicht herumkommst, geben wir Dir hier sieben Tipps, worauf Du bei der Auswahl einer Smartphone-Werkstatt achten solltest.