Mobilfunk-Mühlen: Warum Vodafone Mobilfunkstationen an Windrädern montiert
Mobilfunk trifft auf Windkraft: In Mecklenburg-Vorpommern haben Vodafone und das Start-up Mowea ein Experiment gewagt und die erste „Mobilfunk-Mühle“ an den Start gebracht. Windkraft-Turbinen versorgen eine Mobilfunkstation mit erneuerbarer Energie. Das Projekt ist nur ein erster Schritt dem Weg zur Verwirklichung eines ambitionierten Vorhabens.
Mobilfunk mit Windkraft: Wie Vodafone auf den steigenden Strombedarf zur Datenübertragung reagiert
Grüne Energie für Mobilfunkstationen
Damit Mobilfunkantennen funken können, benötigen sie Strom. Vodafone hat nun den Plan gefasst, den Mobilfunk in Deutschland umweltfreundlicher zu gestalten. Einen Teil seiner Mobilfunkstationen möchte der Provider in naher Zukunft mit erneuerbare Energie aus Windkraft versorgen.
Den ersten Schritt zur Umsetzung dieses Planes machte Vodafone kurz vor Weihnachten. In Torgelow, Mecklenburg-Vorpommern, eröffneten der Mobilfunkanbieter und das Berliner Start-up Mowea die erste Windkraft-Mobilstation.
Die „Mobilfunk-Mühle“ besteht aus vier Windkraft-Turbinen, die sich in 50 Metern Höhe drehen und Strom für eine LTE-Mobilfunkantenne erzeugen.
Teil einer großangelegten Strategie
Die erste „Mobilfunk-Mühle“ Deutschlands ist Teil einer großangelegten Unternehmensstrategie für mehr Nachhaltigkeit. Bis zum Jahr 2020 möchte Vodafone 100 Prozent seines Netzes mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgen.
Der Provider setzt dabei unter anderem auf Windenergie. Windräder und Mobilfunkantennen haben nämlich eines gemeinsam, wie ein Unternehmenssprecher erklärt: Beide Technologien brauchen Höhe, um effektiv zu arbeiten.
Neben Windenergie möchte Vodafone auch die Kraft der Sonne nutzen. Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter kündige an, bis 2021 mehr als 1.1000 Mobilfunkstationen mit Solaranlagen ausstatten zu wollen. Das Ziel sei es, die steigenden Datenmengen der Vodafone-Nutzer so „intelligent und energieeffizient wie möglich“ zu übertragen.
Kooperation mit Mowea
Für die Torgelower Mobilfunk-Mühle hat sich Vodafone mit dem jungen Berliner Unternehmen Mowea zusammengeschlossen. Das Greentech Start-up hat sich auf die Entwicklung von modularen Kleinwindkraftanlagen spezialisiert.
Die Idee entstand an der Technischen Universität Berlin. Standardisierte Mikro-Windkraftanlagen sollen besonders flexible und kosteneffiziente Möglichkeiten für Unternehmen schaffen, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Die Mowea-Systeme lassen sich einfach und günstig transportieren und über eine Plug & Play-Schnittstelle am Standort installieren.
5G-Technologie benötigt mehr Strom
Mit der Strategie für eine umweltfreundliche Energieversorgung reagiert Vodafone auch darauf, dass die Mobilfunkübertragung mit der Einführung von 5G noch wesentlich mehr Strom benötigen wird als derzeit.
Über 5G lassen sich die wachsenden Datenmengen zwar effizienter übertragen als im LTE-Netz. Allerdings müssen die Provider auch mehr Mobilfunkantennen aufbauen. Wie stark der Strombedarf mit dem Umstieg von 4G auf 5G voraussichtlich steigt, zeigt eine aktuelle Studie der Universität RWTH Aachen im Auftrag des Stromkonzerns EON. (https://www.eon.com/de/ueber-uns/green-internet.html)
5G erfordert bis zu 3,8 Terawattstunden mehr Strom
Die Studie rechnet mit einem Energie-Mehrbedarf von bis zu 3,8 Terawattstunden bis zum Jahr 2025 – allein durch 5G. Zum Vergleich: So viel Strom könnte rund 2,5 Millionen Menschen in einer Großstadt gut ein Jahr lang versorgen.
Der Mehrbedarf liegt gar nicht einmal an den neuen Mobilfunkantennen, erklärt EON. Vielmehr würden viele Firmen Rechenzentren einrichten, um die technischen Möglichkeiten des 5G-Standards zu nutzen. Die Vernetzung dieser kleinen Rechenzentren sei es nun, die den Strombedarf so in die Höhe treibt.
Bislang stehen in Deutschland etwa 53.000 Rechenzentren. Einem Bericht der dpa zufolge verbrauchten diese im Jahr 2017 etwa 13,2 Milliarden Kilowatt Strom.
Abwärme der Rechenzentren als Energiequelle nutzen
Um den steigenden Energiebedarf möglichst nachhaltig zu decken, fordert EON, zum Beispiel die Abwärme der Server zur Stromerzeugung zu nutzen. Abwärme fällt bei der Kühlung der großen Serveranlagen an. Sie macht rund die Hälfte der eingesetzten Energie im Rechenzentrum aus. EON-Vorstandsmitglied Karsten Wildberger schlägt vor, die Energie aus Abwärme zur Wärmeversorgung von Stadtteilen einzusetzen.
Damit das funktioniert, müssen die Rechenzentren allerdings erst mit den Wärmenetzen der Kommunen verbunden werden. Wärmepumpenstrom verursacht zudem noch hohe Kosten, wirklich wirtschaftlich lässt sich Abwärme daher noch nicht nutzen.